Der Radentscheid Stuttgart schließt sich in weiten Teilen der Einschätzung des ADFC Stuttgart zu den Planungen für die Theodor- Heuss-Straße an.
Wir erkennen zwar an, dass die Stadt Stuttgart mit den Plänen zur Theodor-Heuss-Straße große Fortschritte für die Qualitätssteigerung im Radverkehr schafft. Immer deutlicher wird darin der Wille, den Zielen des Radentscheids gerecht zu werden.
Wie auch der ADFC und der BUND sind wir jedoch der Ansicht, dass der vorliegende Entwurf ein Zwischenschritt zum Umbau zu einer gerechteren Straßenraumgestaltung ist. Das langfristige Ziel muss weiterhin sein, den MIV wie im VEK vorgesehen zu reduzieren und damit die Situation der anderen Verkehrsteilnehmer*innen und auch die Aufenthaltsqualität an der hochwertigen Allee zu verbessern. Damit zusammenhängend weisen wir darauf hin, dass das Ziel, den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2030 auf mindestens 25% der Wege zu steigern, in die Planung einfließen sollte. Die damit einhergehende Reduktion des Autoverkehrs wird nach unserer Einschätzung in der Aufteilung des Verkehrsraums zu wenig beachtet.
Wie auch der ADFC sehen wir den Rückbau der Pop-up-Bike-Lanes kritisch, da bei der Entscheidung wesentliche Fragen der Verkehrssicherheit unberücksichtigt blieben. Mit den damit verbundenen Problemen werden nun Radfahrende und zu Fuß Gehende alleingelassen.
Der ADFC Stuttgart hat in seiner Stellungnahme eine Vielzahl wichtiger Maßnahmen aufgezählt, die auch wir unterstützen. Wir möchten jedoch darauf hinweisen, dass der Radentscheid eine bauliche Trennung vom Kfz-Verkehr fordert. Diese bauliche Trennung muss Radfahrende vor einem Missbrauch der Radwege durch Kfz und Schwerlastverkehr schützen. Ein nur 3 cm hoher Bordstein kann das nicht. Wir fordern daher im Sinne der Qualitätsstandards des Radentscheids eine durchgängige Radweghöhe von mindestens 8 cm. Der KFZ-Verkehr kann dann an Kreuzungen mittels Rampen über den Radweg geführt werden. Auf diese Weise wird der KFZ-Verkehr beruhigt und die Gefahr von Abbiegeunfällen reduziert.
Zum Umgang mit Abstellflächen für den MIV entlang der Radwege möchten wir darauf hinweisen, dass ein Überfahren der Radwege zu vermeiden ist. Linksseitige Parkplätze mit angemessenem Sicherheitsabstand zum Radweg halten wir daher für die sicherere Lösung.
Abschließend bitten wir darum, dass die Stadtverwaltung bei so grundlegenden Pilotprojekten wie den Planungen an der Theodor-Heuss-Straße frühzeitig die Abstimmung mit den Sachkundigen Einwohner*innen des Unterausschusses Mobilität sucht. Wir sind überzeugt, dass ein abgestimmtes Vorgehen den Arbeitsaufwand für alle Beteiligten reduzieren würde. Wir hoffen, dass dies zumindest für die Gestaltung der Kreuzung am Rotebühlplatz vorgesehen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Meike Reisle und Thijs Lucas