In Stuttgart, der Stadt des Automobilbaus, etablieren sich neben Fußgängerzonen nun auch Fahrradstraßen. Das erscheint zunächst erstaunlich, doch auf den zweiten Blick ist das nur logisch: Autos sind nicht dafür gemacht, dass wir damit in großer Zahl in engen Städten unterwegs sind, dort im Stau stehen und Parkplätze suchen, sondern sie haben ihre Stärken auf freien Überland-Strecken. In den dicht besiedelten Innenstädten ist man hingegen besser mit dem öffentlichen Nahverkehr, dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs, drei sehr flächeneffizienten und direkten Verkehrsmitteln. Damit können viele Menschen in die Innenstädte kommen, dort arbeiten, einkaufen, einkehren und ihre Freizeit verbringen.
Die Stadt gewinnt ohne ein Übermaß an Kraftfahrzeugen auf den Straßen an Lebensqualität und bekommt mehr Platz für das, was eine Stadt ausmacht, z.B. Sehenswürdigkeiten, Gewerbe, Gastronomie, Kunst und Kultur. Gestärkter Fuß- und Radverkehr und eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln stellen die Mobilität sicher, und Parkmöglichkeiten im Umfeld ermöglichen es weiterhin mit dem Auto anzureisen, falls dieses unverzichtbar sein sollte.
Stuttgart folgt damit dem Mobilitäts-Trend fortschrittlicher internationaler Städte, die mit einer Verkehrswende ihre Attraktivität steigern. Die Tübingerstraße und die Eberhardstraße sind erste Schritte für die Stadt der Zukunft, die es zu feiern gilt. Sie sind noch die Anfänge der Umgestaltung – freuen wir uns auf mehr!
Fahrradstraßen – was bringen sie?
Dies sind Vorteile von Innenstädten mit Fahrradstraßen:
- attraktivere Straßen mit weniger fahrenden und parkenden Kraftfahrzeugen
- bessere Sichtbarkeit und Zugänglichkeit von Geschäften, Restaurants o.ä.
- mehr Platz für Außengastronomie und Warenauslagen
- ein Autoparkplatz ergibt zehn Fahrradparkplätze
- lebenswerte Gestaltung des öffentlichen Raums für Aufenthalt und Veranstaltungen
- weniger Lärm und bessere Luft durch weniger Schadstoffe
- kein störender Parkplatzsuchverkehr und keine Auto-Poser
- mehr Sicherheit im Straßenverkehr, insbesondere für Kinder und Senioren
- leichtere Querung der Straße
- aktiver Beitrag zum Erreichen der Klimaziele
Was muss man bei einer Fahrradstraße beachten?
Laut StVO darf anderer Fahrzeugverkehr als Radverkehr sowie Elektrokleinstfahrzeuge die Fahrradstraßen nicht benutzen, außer dies ist durch Zusatzzeichen erlaubt. Es gilt für den Fahrverkehr eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, und der Radverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Der Kraftfahrzeugverkehr muss wenn nötig die Geschwindigkeit weiter verringern. Das Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern ist ausdrücklich erlaubt. Ansonsten gelten die Vorschriften über die Fahrbahnbenutzung und über die Vorfahrt.
Quelle und weitere Informationen zu den Ge- und Verboten in Fahrradstraßen:
Wie wirken sich Fahrradstraßen auf Handel, Gewerbe und Gastronomie aus?
Zu den positiven Auswirkungen der Fahrradstraßen auf den Umsatz in den Innenstädten gibt es zahlreiche Artikel, Studien, Schaubilder und Videos, von denen wir hier einige zusammenstellen.
- Deutsches Institut für Urbanistik: Forschung Radverkehr – Mit dem Fahrrad zum Einkaufen (2011)
- Deutsches Institut für Urbanistik: Forschung Radverkehr – Fahrradservice des lokalen Einzelhandels (2011)
- Harvard Business Manager: Fußgänger sind die wahren Umsatzbringer (2021)
- Welt: Radwege statt Parkplätze – und schon steigt der Umsatz anliegender Läden (2019)
- Handelszeitung: Weniger Autos = mehr Umsatz für die Läden im Stadtzentrum (2019)
- Forbes: People Walking And Cycling Spend More In London’s Shops Than Motorists (2018/2021)
- The Guardian: Ten common myths about bike lanes – and why they’re wrong (2019)
- Montreal Gazette: Does replacing street parking with bike lanes really hurt business? (2019)
- Positionspapier des Deutschen Städtetages: Zukunft der Innenstadt (2021)
- Transport for London: Walking and cycling – the economic benefits
- New York City Department of Transportation: The Economic Benefits of Sustainable Streets
- KonRad21: No parking, no business? (2021)
- Weltspiegel: Autoverbot in Pontevedra – das Paradies für Fußgänger (2019)
- Richard David Precht im Gespräch mit Burkhard Jung, OB Leipzig und Präsident des Deutschen Städtetages: Sind unsere Städte noch zu retten? (2021)
- Streetfilms: Letting Citizens Redesign Their Streets (2019)
- Streetfilms: Touring Utrecht’s Disappearing Roadways (2019)