Die Eberhardstraße in Stuttgart ist ein fortschrittliches Konzept für die Innenstadt der Zukunft: Eine attraktive Straße mit urbanem Wohnen, abwechslungsreichen Geschäften, vielfältigen Einkehrmöglichkeiten, lebendiger Außengastronomie und zahlreichen Dienstleistungen, und mit viel Platz für die Menschen. Breite Gehwege ermöglichen entspanntes Flanieren, ohne störenden Autoverkehr und ohne zugeparkte Straßen. Als Fahrradstraße ist die Eberhardstraße Teil der Hauptradroute HRR1 in Stuttgart, die viele Kundinnen und Kunden in die Stadt bringt. Nach und nach werden die bauliche Gestaltung und das Angebot noch attraktiver werden.
Entlang der Fahrradstraße und in den Nebenstraßen gibt es Fachhandel, Dienstleistungen, Gastronomie und Bars, aber auch städtische Verwaltungen, das Standesamt und ein Museum im Geburtshaus des Philosophen Georg W. F. Hegel. Die Straße ist geprägt von teils historischen Gebäuden, von Arkaden und großen Bäumen, die im Sommer Schatten spenden. Nördlich der Eberhardstraße liegt das beliebte Ausgehviertel rings um den Hans-im-Glück-Brunnen, südlich davon gibt es weitere Bars und Clubs. Im Westen prägt der Tagblatt-Turm die Szenerie, das erste Hochhaus der Welt in Sichtbetonbauweise und ein Wahrzeichen der Stadt.
Durch Klicken auf die Karte kommen Sie auf eine Seite, auf der Sie auf die Logos klicken können und zu den Internetseiten der Unternehmen weitergeleitet werden.
Alles ist zu Fuß und mit dem Fahrrad erreichbar, ausreichend Radparkplätze sind meist direkt vor dem Ziel vorhanden. Die Haltestellen „Rathaus” für Bus und Stadtbahn befindet sich gleich daneben. Wer mit dem Auto kommen möchte, parkt einfach in den Parkhäusern und Tiefgaragen in der Nähe. Neben dem Radverkehr ist die Eberhardstraße nur für die Zufahrt zu den Behindertenstellplätzen, für Taxis und zeitlich begrenzt für Lieferverkehr frei.
Kaum geht es in Stuttgart um Straßenraum, der anders genutzt werden soll als für Autoverkehr, dann ist die Hölle los, insbesondere wenn dabei Parkplätze wegfallen sollen. Sei es bei Radwegen, bei Außengastronomie oder bei Begrünung – sofort bringen sich scheinbar unversöhnliche Lager in Stellung, von der Politik bis zu den Socialmedia, und man hat mit den immer gleichen Argumenten zu kämpfen. Wer liegt nun richtig? Am Ende wird nicht Einseitigkeit und Egoismus die Lösung sein, sondern wir werden uns auf eine vielseitige und gesellschaftlich sinnvolle Mobilität und Raumnutzung einigen müssen.
Über was diskutieren wir eigentlich? Seit Jahrzehnten prägt der Autoverkehr die Stadt und hat unseren urbanen Raum dorthin gebracht, wo wir heute vielerorts sind: Zugeparkte Straßen ohne öffentliches Leben, trennende mehrspurige Stadt-Autobahnen durch das Zentrum, und kaum attraktiver Stadtraum. Das Auto ist fest in unseren städtischen Lebensraum eingedrungen! Da haben wir von Feinstaub, Schadstoffen und Lärm noch gar nicht gesprochen, auch nicht von überhöhter Geschwindigkeit, Gefährdung und Unfällen, und von der Tatsache, dass Kinder kaum mehr auf der Straße spielen können und in Elterntaxis umhergefahren werden. Stau und Parkplatznot prägen den Alltag in unserer Stadt, Falschparken ist alltäglich und scheint geduldet zu sein. Insgesamt ein Zustand, der für niemanden von uns zufriedenstellend sein kann. Wollen wir das wirklich weiter so haben?
Mehrspurige Straßen durchziehen Stuttgart.
In der Innenstadt herrscht oftmals Parkplatz-Chaos.
Auch die Stadtbezirke sind meist dicht zugeparkt.
Stets kommt der Ruf nach mehr Straßen und mehr Parkplätzen in der Stadt. Aber das Real-Experiment seit Mitte des letzten Jahrhunderts zeigt, dass das System offensichtlich nicht funktioniert. Denn mehr Straßen und mehr Parkraum ziehen mehr individuellen Autoverkehr nach sich – und schon kurze Zeit später sind wir wieder beim gleichen Problem, nur größer und noch schwieriger zu lösen. Inzwischen kommen wir auch allein flächenmäßig an eine Grenze oder haben diese bereits überschritten. Wir dürfen also nicht rückständig in der Verkehrspolitik von damals verharren! Auch wenn es beim Rosenstein-Tunnel noch so praktiziert wird, ist das Abreißen von ganzen Häuserzeilen und Rodung des wenigen Grüns für weitere Straßen und Parkplätze in der Stadt keine Option, auch nicht das Verbieten von Mobilität. Das Priorisieren geeigneter Mobilitätsformen ist hingegen sehr wohl eine Lösung für unsere dicht besiedelten Städte.
Mehrspurige Straßen leiten den Verkehr von allen Seiten in und durch den Talkessel und die Innenstadt.
Viele Straßen bringen auch viel Autoverkehr in die Stadt und führen letztlich zu abschottender Architektur und geteilten Stadtvierteln.
In der sonst begehrten Halbhöhenlage durchziehen vierspurige Straßen die Stadt.
Der fahrende und ruhende Autoverkehr ist vom Platzbedarf her extrem ineffizient, zumal Autos sowohl am Startort als auch am Zielort Parkflächen benötigen und einen Großteil der Zeit herumstehen. Der prozentuale Anteil der jeweiligen Mobilitätsformen am Flächenverbrauch ist natürlich lokal unterschiedlich und muss abhängig von der jeweiligen Situation gemessen und bewertet werden, doch wer durch die Stadt geht, bemerkt schnell die offensichtliche Dominanz der Autoverkehrsflächen, für die sich der Begriff „Arrogance of Space“ geprägt hat. Wir brauchen also den Ausbau flächenmäßig effizienterer Verkehrsmittel in der Stadt! Zum einen um den zusätzlichen Verkehr in den wachsenden, aber platzmäßig begrenzten Städten zu ermöglichen, zum anderen um den Raum in den Städten für andere, schönere Dinge als für Parkplätze und Autostraßen zu nutzen. Das heißt es müssen weniger Autos in der Stadt werden – Punkt. Anders lässt sich das Problem in unseren Städten nicht lösen. Weder der Besitz noch die Nutzung von Autos werden generell angezweifelt, aber deren Anteil an der Mobilität wird sich ändern müssen.
Autos werden immer größer, auch der Anteil an SUVs, doch schon allein vom Platzbedarf her sind sie nicht die ideale Mobilitätsform, zumal wenn sie mit wenigen Personen besetzt sind.
Autofahrende nehmen viel auf sich, um direkt vor Ort und möglichst kostenlos parken zu wollen, auch wenn es daneben Parkhäuser und Tiefgaragen hat.
Zugeparkte Stadtviertel mit viel Fläche für Straßen und Parkplätze, aber kaum Leben im öffentlichen Raum.
Wir wollen mobil bleiben, also müssen verstärkt Alternativen her und weitere attraktive Angebote gemacht werden. Dabei muss noch deutlicher nach zukünftigem Bedarf geplant und gebaut werden und nicht nach Ist-Zustand. Natürlich gibt es z.B. auf einer Stadtautobahn keinen Radverkehr und es fahren auch nicht überall Straßenbahnen, aber das heißt nicht, dass es auf diesen Strecke nicht diese Mobilitätsform geben würde, wenn sie denn ermöglicht wäre. Angebot schafft Nachfrage! Wenn man z.B. gute Radstrecken anbietet, fahren die Leute Rad. Bietet man nur Autostraßen an, letztlich übrigens ziemlich undemokratisch, dann müssen die Leute Auto fahren – und wie das endet sehen wir ja täglich in Stuttgart.
Was sind also konkret die Alternativen? Das ist zum einen der öffentliche Nahverkehr: Er muss räumlich, zeitlich und kostenseitig attraktiver werden und an andere Mobilitätsformen gut angebunden sein, z.B. an den Fernverkehr und mit Park-and-Ride-Plätzen. Zum anderen ist es der Radverkehr: Dieser hat als individuelle Mobilitätsform in der Stadt großes Potential, nachgewiesen in langjähriger Erfahrung in entsprechend ausgestatteten Städten weltweit. Praktisch, schnell und platzeffizient ist das Fahrrad ein ideales Transportmittel in der Stadt, dank E-Bike auch am Berg und bei größeren Lasten, hat wenig Parkplatzsorgen und ist zudem sicher. Radverkehr ist eine hervorragende Lösung, sofern die Infrastruktur passt – und genau daran fehlt es in Stuttgart. In gewissem Umfang lässt sich auch der Fußverkehr wieder stärken, der durch die Übermacht des Autoverkehrs an den Rand und in den Untergrund gedrängt wurde.
Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs als schnelle und effiziente Mobilitätsform, die viele Leute transportieren kann und keinen Parkplatz vor Ort benötigt.
Stärkung des Radverkehrs, der praktische und schnelle Mobilität in der Stadt ermöglicht, individuell und ohne Parkplatzsorgen.
Stärkung des Fußverkehrs durch Straßen mit reduziertem Autoverkehr und ohne lange Reihen parkender Fahrzeuge am Rand, wodurch die Straße auch für Kunden attraktiver wird und Aufenthaltsqualität geschaffen wird.
Zusätzlichen Platz für die Infrastruktur haben wir nicht, Bäume und Häuser wollen wir dafür nicht verlieren, auch nicht die Gehwege. Also muss bisher für Autos genutzter Platz dafür umgewidmet werden. Wenn man sieht, welche enormen Flächen dem Autoverkehr in der Stadt zugestanden werden, z.B. für mehrspurige Straßen, riesige Kreuzungen und umfangreiche Parkplätze, so erscheint eine neue Flächenverteilung längst überfällig. Autoverkehr ist kein Naturgesetz, allenfalls eine Folge des inzwischen veralteten Mobilitätsverständnisses und des Verkehrssystems! Klar, der Autoverkehr braucht diese großen Flächen. Weil er so platzineffizient ist. Aber dann ist das Auto ein unpassendes Verkehrsmittel für eine enge Innenstadt, ganz einfach.
Das heißt übrigens nicht, dass der Autoverkehr in der Stadt gänzlich abgeschafft wird. Er muss aber dort hinterfragt und in der Menge angepasst werden, wo seine Nachteile überwiegen, und wo Alternativen die bessere Lösung sind. Das steht auch nicht im Widerspruch dazu, dass das individuelle Kraftfahrzeug anderswo sehr wohl eine sinnvolle und kaum vermeidliche Mobilitätsform ist. Also keine Panik!
Wertvoller Innenstadtraum ist fast ausschließlich dem Autoverkehr gewidmet.
Selbst kleine Straßen haben große Zufahrten.
Das Zentrum ist von großen Straßen und Kreuzungen geprägt.
Stuttgarts Plätze sind in erster Linie große Kreuzungen.
Selbst kleine Plätze sind fast vollständig Autoflächen.
Eine teils über 10 Spuren umfassende Stadtautobahn teilt die Kulturmeile.
Die Stadtautobahn trennt die Kultureinrichtungen in der Stadt.
Riesige Kreuzungsbauwerke, errichtet für den Autoverkehr.
Auch in Außenbezirken ist viel Fläche für den Autoverkehr reserviert.
Doch es geht um mehr als um Mobilität, es geht auch um Lebensqualität und die Gesellschaft in der Stadt! Dort wollen wir nicht leblose Straßenzüge, die in erster Linie aus Parkplätzen und Fahrbahn bestehen, sondern attraktiven öffentlichen Raum, den alle Gesellschaftsschichten nutzen. Zum Beispiel kleine Läden zum Einkaufen, Cafés und Restaurants mit Außengastronomie, Alleen, Straßenbäume, Parks und Spielplätze, schöne Gebäude, Brunnen und Wasserflächen, attraktive Viertel und Plätze zum Flanieren, Verweilen, Ausgehen und Leute treffen, Orte für Kunst und Kultur – eben all das, was eine Stadt und das Leben dort ausmacht. Im Übrigen genau das was wir im Urlaub suchen, wenn wir eine Städtereise unternehmen, und was auch Touristen an Stuttgart schätzen würden, über die bestehenden Sehenswürdigkeiten hinaus. Für all das lohnt es sich, Flächen des Autoverkehrs und Parkplätze für Privateigentum in besser genutzten öffentlichen Raum für uns alle zu wandeln!
Alle Bilder sind in Stuttgart aufgenommen, sowohl die Ansichten, auf denen der Autoverkehr dominiert, als auch die Ansichten, auf denen öffentlicher Raum für anderes als für Parkplätze und Autostraßen genutzt wird. Die Positiv-Beispiele zeigen, was in Stuttgart schon möglich ist, und wie man die Stadt attraktiver gestalten kann.
Viel Platz für die Menschen in der Stadt.
Fußgängerzone mit Gastronomie.
Einkaufen auf dem Markt.
Rückgewinnen des öffentlichen Raums.
Straßenbäume bieten Aufenthaltsqualität.
Leute treffen sich im öffentlichen Raum.
Mehr Grün in der Stadt.
Bäume und Außengastronomie.
Fahrradstraße mit Radbügeln und Straßencafé.
Spätestens jetzt kommen die provokanten Fragen und streitbaren Argumente zum Thema, die sich aber schnell einordnen lassen:
Wo sollen denn all die Leute dann parken, wenn man Parkplätze entfernt und z.B. durch Radwege oder Bäume ersetzt?
Solange es keine guten und sicheren Alternativen für den Umstieg auf den Umweltverbund gibt, also öffentlichen Nahverkehr, Radverkehr und Fußverkehr, wird sich an der Situation nichts ändern. Also muss man diese Alternativen schaffen. Nach einer Übergangsphase pendelt sich das System dann ein: Durch die besseren Alternativen bei ÖPNV und insbesondere bei der Fahrrad-Infrastruktur werden durch das neue Angebot mehr Leute die Möglichkeiten nutzen. Unterstützt durch Sharing-Konzepte von Fahrrad und Auto wird dadurch der individuelle Autoverkehr weniger und somit nehmen die benötigten Parkflächen ab. Hier muss die Politik und Verwaltung mutig und langfristig denkend agieren, sonst ändert sich nichts! Da sind oft größere Umwandlungen aus einem Guss sinnvoller als kleine lokale Schritte, die durch ihre Unvollständigkeit nur zu Konflikten führen. Dass Umwidmungen erfolgen müssen, steht außer Zweifel. Immer wieder um jeden Parkplatz zu diskutieren lähmt nur die Weiterentwicklung der Stadt und deren Zukunft und verschiebt die Probleme. Manchmal geht es nicht ohne Nachdruck, z.B. mit verstärktem Parkraum-Management. Parkhäuser gibt es in Stuttgart schließlich genug rings um den Cityring und darüber hinaus, doch sie sind kaum ausgelastet, wenn Parken im öffentlichen Raum und selbst Falschparken günstiger ist. Es gibt auch keinen Grund dafür, speziell den Autoverkehr im öffentlichen Raum zu bevorzugen. Man kann hier gut die Gegenfrage stellen: Wo sollen denn all die Leute gehen, radfahren und sich draußen aufhalten, wenn die wenigen Freiflächen entfernt und z.B. durch Parkplätze und Straßen ersetzt wurden? Eine beträchtliche Bevölkerungsgruppe ist nämlich nicht mit dem Auto in der Stadt unterwegs.
Zugeparkte Straßen ohne öffentliches Leben – doch Parkplätze sind nicht der einzige Bedarf im öffentlichen Raum.
Viele Parkgaragen sind bei weitem nicht ausgelastet, stattdessen wird im öffentlichen Raum geparkt.
Ein Autoparkplatz entspricht etwa 10 Fahrrad-Stellplätzen.
Aber das macht den Einzelhandel kaputt, wenn man nicht mehr überall hinfahren und parken kann! Dieses Argument kommt oft als nächstes, aber bestehen die Probleme des Einzelhandels nicht bereits jetzt schon, in der Autostadt Stuttgart? Shopping Malls mit großen Parkplätzen auf der grünen Wiese und Onlinehandel, gleichzeitig verödende Innenstädte und die immer gleichen Handelsketten in den Fußgängerzonen – das sind die realen Probleme. Ein Wandel in der Stadt ist also ganz im Gegenteil eine Chance für den Einzelhandel dort. Attraktive Straßen mit wenig oder gar keinem Autoverkehr locken die Leute zum Bummeln an, kombiniert mit Gastronomie und Veranstaltungen. Reales, individuelles und authentisches städtisches Leben mit Läden und Märkten, anstatt Kunstwelten in Shopping Malls. Das Einkaufserlebnis wird ein ganz anderes werden als in Straßen mit einem Wall aus Blech auf beiden Seiten und ständigem Parkplatz-Suchverkehr. Letztlich kaufen die Menschen und nicht die Autos ein, und auf einem Autoparkplatz können zehn Radfahrende ihre Fahrräder und Lastenräder abstellen oder es passt ein gut gefüllter Tisch einer Außengastronomie darauf. Beides wird mehr Umsatz bringen als ein Autoparkplatz, auf dem vielleicht sogar ein Dauerparker steht, der ganz woanders einkauft. Viele Statistiken erweisen, dass der Einzelhandelsumsatz überwiegend von den Nicht-Autofahrenden kommt. Während den Parkhausbesuchern gerne einmal das Parkticket erstattet wird, gehen Kunden, die mit dem ÖPNV, per Fahrrad oder zu Fuß einkaufen, meistens leer aus. Gleichzeitig bringen wir durch diesen Wandel wieder kleinere Strukturen in die Städte, die es auch erlauben, zu Fuß im direkten Umfeld Ziele zu erreichen und nicht auf das Auto angewiesen zu sein, um in ein Shopping Center fahren zu müssen. Mit einer Stärkung des Fußverkehrs und lokalen Strukturen kommt man dann auch zu dem, was man eine 15-Minuten-Stadt nennt, bei der man in einer Viertelstunde alle wichtigen Orte für Besorgungen und Erledigungen erreichen kann – zu Fuß. Für eine lebenswerte Stadt und nicht zuletzt für die Klimawende müssen wir diesen Weg gehen.
Leerstand ist auch eine Folge von wenig attraktiver Stadtgestaltung und zieht weitere Schließungen nach sich.
Selbst in der Innenstadt haben es Straßen in der zweiten Reihe schwer, zumal wenn sie durch Autoverkehr eingeschränkt sind und wenig Aufenthaltsqualität bieten.
Ansprechendere Gestaltung des Straßenraums, gute Zugänglichkeit für Fuß- und Radverkehr und engagierte Gewerbetreibende bringen Kunden.
Aber viele sind auf das Auto angewiesen, was machen die? Diese Fälle und entsprechende Mobilitäts-Szenarien gibt es und sie sollten auch möglich sein, jedoch sind sie kein Grund, nichts für diejenigen zu tun, bei denen es nicht der Fall ist. Schaut man in erster Linie durch die Windschutzscheibe eines Autos, so hält man dieses für unverzichtbar und sieht nicht die Möglichkeiten, die andere Mobilitätsformen bieten. Sei es die Individualität, Flexibilität und Leichtigkeit, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, oder die Freiheit beim ÖPNV, bei dem man kein Fahrzeug als “Klotz am Bein” hat und damit irgendwo parken muss. Selbst für Transporte gibt es heute mit Lastenrädern gute Alternativen. Natürlich gibt es auch Leute und Branchen, die tatsächlich vom Auto abhängig sind, doch für sie findet man auch Lösungen, z.B. mit Anlieger-Regelungen, Lieferzonen oder Behindertenparkplätzen, aber das darf kein Ausschlusskriterium sein, etwas in der Stadt zu ändern. Weniger Stau und Autoverkehr nützt übrigens denjenigen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind, von daher müssten Autofahrende sogar Radwege fordern statt ablehnen.
Auch bei dieser Frage hier kann man wieder die Gegenfrage stellen: Was ist mit denjenigen, die kein Auto fahren können und mobil sein wollen, z.B. Jugendliche bis 18 Jahre oder der wachsende Anteil an Seniorinnen und Senioren? Sie sind auf Alternativen zum Autoverkehr angewiesen.
Öffentlicher Nahverkehr mit Bus, Stadtbahn und S-Bahn, flexibel unterwegs mit Chauffeur-Service.
Fahrrad und Lastenrad als praktische, individuelle und effiziente Verkehrsmittel in der Stadt.
Sharing-System für Fahrräder und Lastenräder, verkehrsgünstig an einer Haltestelle gelegen.
Wir sind eine Autostadt und machen unsere Automobilindustrie kaputt, wenn wir den Platz für Autos in der Stadt reduzieren!
Die Automobilindustrie wäre arm dran, wenn sie davon abhängig wäre, ob wir unsere Innenstädte mit Autos vollstellen oder nicht. Autos haben woanders ein geeignetes Anwendungsfeld, nicht wenn sie in engen Städten im Stau stehen. Ganz im Gegenteil: Wenn wir die Städte vom Übermaß an Autoverkehr befreien, gewinnt das Automobil wieder ein besseres Image zurück, nämlich das der Freiheit und des entspannten Fahrens und nicht des täglichen Staus und des Kampfes um Parkplätze in vollen Städten. Da macht es übrigens keinen Unterschied, ob es Elektroautos oder Autos mit Verbrennungsmotor sind – das Platzproblem haben beide. Durch attraktive Innenstädte gewinnen wir neben Lebensqualität übrigens auch zahlreiche Jobs vor Ort zurück, z.B. in Handel und Gastronomie, aber auch im Nahverkehr. Nicht zuletzt lockt eine attraktive Stadt mit einem positiven Image auch wieder mehr Leute und Unternehmen an, was bei Feinstaub, Stau und zugeparkten Stadtvierteln nicht der Fall ist. Es geht übrigens nicht darum, das Automobil an sich abzuschaffen. Es hat im richtigen Anwendungsfeld zweifellos seine Vorteile und seine Berechtigung, gerade dann wenn Fahrrad, ÖPNV und Bahn zeitlich, örtlich und kapazitiv an ihre Grenzen kommen. In der engen Stadt jedoch gibt es bessere Optionen als das Auto, und das erkennt auch die Automobilindustrie. Es müssen zusammen konstruktive Lösungen gefunden werden, losgelöst von Egoismus und Dagegen-Mentalität. Diese Lösung wird ein cleverer Mobilitätsmix sein, für den es entsprechende Infrastruktur benötigt und bei dem die jeweils geeignete Mobilitätsform Vorrang hat. So wie es Autobahnen ohne Fuß- und Radverkehr gibt, wird es auch Innenstädte ohne Autoverkehr geben – wir müssen hier die gesamte Bandbreite im Blick haben.
Autos, insbesondere große und schnelle Fahrzeuge, lassen sich außerhalb von engen Städten wesentlich besser einsetzen.
Der Platzbedarf zum Stehen und Fahren, den die Stadt nicht hat, sorgt letztlich für Stau und Parkplatznot und damit für Frust statt Spaß am Autofahren.
Das lautstarke Protzen mit großen und hubraumstarken Fahrzeugen in der Innenstadt senkt dort die Lebens- und Aufenthaltsqualität.
Wer Ruhe und Natur haben will, soll doch auf’s Land ziehen! Wer die Stadt als großen Parkplatz sieht, der nicht für städtisches Leben und etwas Natur angetastet werden darf, hat vermutlich das Prinzip einer Stadt und deren Gesellschaft falsch verstanden. Wer zwingend vor dem Haus parken will und Platz zum Autofahren braucht, ist vermutlich auf dem Land oder in einer entlegenen Vorstadt besser aufgehoben. Viele Parkplätze im knappen öffentlichen Raum einer flächenmäßig teuren Stadt zu verlangen, evtl. sogar kostenlos, ist nicht mehr zeitgemäß und schon gar nicht marktgerecht. Parken in der Stadt ist nicht ausgeschlossen, aber eben nicht fast ausschließlich.
Bäume in der Stadt sind für das Stadtklima, für die Attraktivität und für die Aufenthaltsqualität wichtig.
Sitzgelegenheiten und Bäume locken die Leute in den öffentlichen Raum, jedoch dürfen die Einrichtungen nicht nur temporär bleiben.
Öffentlicher Raum ist wichtig für eine Stadtgesellschaft, und ein Mangel daran führt zu Konzentration an wenigen Orten und erzeugt Konfliktpotential.
Die Autofahrer bezahlen doch mit ihren Steuern die Straßen und nicht die Radfahrer! Steuern sind nicht zweckgebunden, und auch Radfahrende und sogar Leute, die zu Fuß gehen, zahlen Steuern, von denen u.a. Straßen gebaut werden. Dafür reichen die Mittel aus Kraftfahrzeug- und Kraftstoffsteuer bei weitem nicht aus, zumal daraus auch Ausgleichsmaßnahmen finanziert werden müssen, die ohne den vielen Autoverkehr gar nicht auftreten würden. Somit gibt es keinerlei Grund, gegen steuersubventionierten öffentlichen Nahverkehr zu argumentieren und schon gar nicht gegen den Radverkehr, der durch seinen gesundheitlichen Nutzen sogar der Gesellschaft hilft.
Noch vor kurzem wurde in sehr teure Straßenbauwerke investiert, auch wenn schon klar ist, dass die Urbanisierung andere Verkehrskonzepte benötigt.
Nicht nur die Kosten für den Autoverkehr, sondern auf für dessen Auswirkungen sind hoch, z.B. für Gesundheit, aber auch durch Wertminderung der Umgebung.
Ein zweispuriger Radweg neben einer über zehnspurigen Stadtautobahn.
Wichtig ist, dass die Politik und insbesondere auch die Verwaltungen die Verkehrswende jetzt schnell vorantreiben und diejenigen unterstützen, die dazu beitragen möchten. Letztlich ist es aber nicht nur ein Thema der Politik und Verwaltung, sondern hier sind wir alle gefragt, persönlich! Dazu gehört das Überdenken der eigenen Bewegungsmuster, das Ausbrechen aus eingefahrenem Mobilitätsverhalten und die Nutzung alternative Fortbewegungsarten. Es sind nicht immer nur die anderen, die auf das tonnenschwere Fahrzeug für kurze Strecken in der Stadt verzichten müssten oder die endlich mal Bus und Bahn oder das Fahrrad nutzen sollten und viel öfter zu Fuß gehen könnten. Jeder von uns kann andere Mobilitätsformen nutzen und deren Vorteile schätzen lernen! Ganz nebenbei lernt man so auch die Stadt neu kennen, sei es beim Blick aus Bus und Bahn oder beim Erkunden von Stadtvierteln mit dem Rad oder zu Fuß. Dabei muss es nicht der hundertprozentige Wandel sein, oft reichen schon Anteile und das Kombinieren der Verkehrsmittel aus. Es gibt unterschiedlichste Mobilitäts-Szenarien, stets sehr individuell, und von daher ist eine Pauschal-Empfehlung nicht möglich. Es hilft aber, sich bei Mitmenschen zu informieren, die vielleicht schon das Fahrrad, den ÖPNV oder das Carsharing für sich entdeckt haben, und aus diesen Beispielen zu lernen. Ebenso kann man eine Mobilitätsberatung befragen oder ganz einfach selbst ausprobieren, welche anderen Mobilitätsformen es gibt. Durch den veränderten Blickwinkel und das Kennenlernen der Mobilitätsformen steigt auch das Verständnis für die Mitmenschen, die die jeweils andere Mobilitätsform nutzen. Das führt zu mehr Respekt und Rücksicht – beides längst überfällig in einer Stadtgesellschaft, in der gleich laut auf die Hupe gedrückt oder geschrien wird.
Den Ausbau der Alternativen zum Autoverkehr sollte jeder von uns einfordern, und die Politik muss sich daran messen lassen. Mit einer Verkehrswende in Stuttgart gewinnen wir alle, mit verbesserter Mobilität und mit einer lebenswerteren Stadt.
Das Thema Handel und Gewerbe muss von der Politik auch weitergehend betrachtet werden: Werden in der Innenstadt Einkaufszentren genehmigt oder fischen Shopping Malls mit kostenlosen Parkplätzen schon in den Außenbezirken die Kunden ab, dann haben es innerstädtische Handel- und Gewerbetreibende erst recht schwer. Somit ist es nicht nur ein Mobilitätsthema, sondern ein Thema des vorausschauenden und verantwortungsbewussten Städtebaus. Dabei bleibt noch die Frage offen, wie man gegen die Bequemlichkeit eines gestärkten Online-Handels ankommen kann. Attraktive Einkaufsgegenden mit reduziertem Autoverkehr sind ein international bewährtes Mittel, ebenso das Anbieten eines besseren und praktischeren Einkauferlebnisses als vor dem heimischen Bildschirm.
Nach Jahrzehnten Dominanz des Autoverkehrs haben es neue Mobilitätskonzepte schwer, selbst mit Hilfe der Polizei.
Nur konsequentes Abschleppen von Falschparkern wird das Problem des rücksichtslosen Parkens lösen.
Rücksicht statt Zustellen der wenigen Verkehrsflächen für die schwächsten Verkehrsteilnehmer sollte selbstverständlich sein.
Zuparken der Kreuzungen in Wohngebieten ist ein tägliches Problem, das sich oft durch Ändern des Mobilitätsverhaltens lösen lässt.
Rücksichtslosigkeit und unzureichende Infrastruktur gefährenden uns alle.
Nur bauliche Infrastruktur, ausreichend dimensioniert gegen rücksichtslose und gefährdende Autofahrende, bringt die nötige Sicherheit für den schwächeren Fuß- und Radverkehr.
Auch wenn von Radfahrenden weniger Gefahr als von Autofahrenden ausgeht, müssen sie Rücksicht nehmen, insbesondere auf die Zu-Fuß-Gehenden, und wo immer möglich sollte Rad- und Fußverkehr getrennt geführt werden.
Der Fußverkehr muss wieder gestärkt und aus dem Untergrund nach oben geholt werden, denn auch die Zu-Fuß-Gehenden möchten den städtischen Raum zurückgewinnen.
Öffentlicher Raum gehört nicht dem Autoverkehr allein, sondern muss allen Verkehrsteilnehmenden sichere Mobilität ermöglichen – auch wenn hierfür teils kostenlose öffentliche Parkplätze für private Autos wegfallen.
Nun müssen also die Schritte für eine Verkehrswende in Stuttgart und ähnlichen Städten möglichst rasch erfolgen. Das ist die verstärkte Schaffung von Alternativen zum individuellen Automobilverkehr: Ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Park-and-Ride-Angebote und insbesondere der schnelle Ausbau von sicherer und bequemer Fahrrad-Infrastruktur, und zwar richtig und nicht als Stückwerk. Hierfür müssen Autoflächen umgewandelt werden, was schnell geht und sich in Summe als Gewinn für alle herausstellen wird.
Vorbilder gibt es national und international genug, man muss eigentlich nur kopieren und braucht gar nichts neu zu erfinden. Von Bereichen für den Fußverkehr und geschützten Radstreifen über Spielstraßen und Fahrradstraßen bis hin zu Superblocks und generellem Tempo 30 ist vieles möglich und erhöht sowohl die Sicherheit vor den Gefahren des Autoverkehrs, als auch die Qualität unseres Lebensraums. Eine Mobilitätsform sollte übrigens nicht Ausdruck einer politischen oder gesellschaftlichen Position sein oder als solche wahrgenommen werden, sondern es geht letztlich darum, welches Verkehrsmittel jeweils geeignet ist, individuell und gemeinschaftlich gesehen.
Hilfreich ist ein Blick auf andere Städte, die die Verkehrswende schon lange angegangen sind: Amsterdam und Kopenhagen, übliche Beispiele für einen hohen Radverkehrs-Anteil, waren früher autozentrierte Städte und haben den Wandel zu einer attraktiven Stadt mit vielfältiger Mobilität geschafft, ebenso Utrecht. Auch Brüssel, Paris, Oslo, Vancouver und Wien gehen hier in die richtige Richtung. In Ulm hat man schon vor vielen Jahren das Problem erkannt und eine trennende Stadtautobahn durch die „Neue Mitte“ ersetzt, die nun zwei Stadtviertel verbindet.
Das Thema ist so essentiell für die Stadt und deren Zukunft, dass jegliche partei- und lobbypolitischen Spielchen unterlassen werden müssen und alle an dem gemeinsamen Ziel einer multimodalen und einer lebenswerten Stadt arbeiten müssen. Also einer Stadt, bei der nicht nur das Auto, sondern die Kombination der Verkehrsmittel im Fokus steht, und diejenigen Verkehrsmittel besonders gefördert werden, welche für den engen urbanen Raum ideal sind. In diesem Zug muss auch die Stadt an sich lebenswerter und attraktiver gestaltet werden, um im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen zu können.
(Die farbig hinterlegten Verknüpfungen im Text führen zu weitergehenden Informationen und Quellen.)
Für einen roten Teppich auf Sahneasphalt, für den Radverkehr, für eine Alternative zum Stau auf der B10 und für das Klima.
Stuttgart – Der Zweirat und der Radentscheid Stuttgart unterstützen den Fuß- und Radentscheid Esslingen bei seinem Radkorso am 27.06. mit einem Fahrradkorso von Stuttgart nach Esslingen.
Stuttgart leidet unter dem vielen Autoverkehr. Der Radschnellweg nach Esslingen wird unseren Kessel vom Autoverkehr entspannen und unsere zwei Städte am Neckar auch für den Radverkehr besser miteinander verbinden. Wir begrüßen die Esslinger Initiative daher sehr und hoffen, dass auch Stuttgart bald den Anschluss des Radschnellwegs anpackt. (mehr …)
Am 3. Juni, dem Weltfahrradtag, demonstrieren bundesweit in mehr als 28 Städten und Gemeinden Menschen für eine bessere und sichere Fuß-und Fahrradinfrastruktur. Während Nahmobilität im letzten Jahr immens an Bedeutung gewonnen hat und die Fahrradbranche boomt, ist auf den Stuttgarter Straßen bisher kaum etwas davon angekommen. Der Radentscheid Stuttgart fordert ein zügiges Umdenken. Wir befreien für einen Tag die Wilhelmsbrücke in Bad Cannstatt vom Autoverkehr für zu Fuß Gehende und den Radverkehr. Denn die Rückgabe von Verkehrsflächen an den Fuß-und Radverkehr ist längst demokratischer Wille, aber die Stadtverwaltung möchte lieber wieder und wieder prüfen, statt in die Umsetzung zu gehen.
Seit über zwei Jahren nun gibt es in Stuttgart eine stabile Mehrheit für die Förderung des Radverkehrs. Die Freigabe der Wilhelmsbrücke für den Fuß-und Radverkehr wurde im Juni 2018 zwar vom Gemeinderat beschlossen, im Anschluss aber von der Stadtverwaltung nicht weiterverfolgt. Erst im April 2021 erinnerte der Bezirksbeirat Bad Cannstatt an die Beschlusslage und dass die Öffnung der Wilhelmsbrücke für den Fuß-und Radverkehr in die Begleitmaßnahmen zum Rosensteintunnel aufzunehmen.
Über den Neckar existiert oft gar keine Infrastruktur für den Radverkehr. Seit kurzem gibt es eine Fuß-und Fahrradbrücke, doch die endet im B10-Nirvana. Umso besser, dass der Gemeinderat und der Bezirksbeirat Bad Cannstatt auf die Freigabe der Wilhelmsbrücke für den Fuß-und Rad-verkehr drängen. Die Brücke verbindet die Neckarvorstadt mit der Altstadt Bad Cannstatt, wird aber noch zu großen Teilen vom Autoverkehr besetzt. Für alle anderen bleibt nur der konfliktreiche, schmale Seitenraum.
“Der Rosensteintunnel sollte den Verkehr beruhigen und Flächen vom Autoverkehr befreien. Nun lassen die Planungen nicht nur die Kosten explodieren, sondern auch den Autoverkehr. Das aber führt die Bürgermeister Thürnau, Pätzold und Dr. Maier nicht etwa zu Überlegungen, wie sie den dringend benötigten Platz für den Rad-und Fußverkehr schaffen, sondern sie wollen noch einmal prüfen, ob der Autoverkehr eine Öffnung der Wilhelmsbrücke überhaupt zulasse.” moniert Thijs Lucas, Verkehrsexperte vom Radentscheid Stuttgart. Und weiter: “Es kann nicht sein, dass die Stadtverwaltung immer wieder Beschlüsse des Gemeinderats in Frage stellt. Sie muss endlich so handeln und die Stadt so gestalten, wie es der Gemeinderat fordert. Das ist seit vielen Jahren mehr Platz für den Fuß-und Radverkehr.
”Mit der Planung des Rosensteintunnels 2012 wurden 22 Begleitmaßnahmen beschlossen, die den Anwohner*innen sowie dem Fuß-und Radverkehr zu Gute kommen sollten. Die Altstadt von Bad Cannstatt mit ihrem Fachwerk und den kleinen Gassen verdient eine Aufwertung und das geht vor allem über die Anbindung mit attraktiven Fuß-und Radwegen über den Neckar. Nicht zu vergessen die Chancen, die sich für die Bewohnerinnen und Bewohner der Neckarvorstadt ergeben. Die Stadtverwaltung sollte deshalb nicht mit unnötig langen Verkehrszählungen die Begleitmaßnahmen verzögern, sondern möglichst schnell in die Umsetzung gehen. Dazu zählt die schnelle Öffnung der Wilhelmsbrücke für den Fuß-und Radverkehr, sowie eine vom Autoverkehr geschützte Pop Up Bike Lane mit provisorischer Trennung auf der Schönestraße.
Statt wieder nur Autoverkehr zu zählen, sollte die Stadtverwaltung die Potenziale für den Fuß-und Radverkehr erfassen und umsetzen. Ein paar Meter weiter auf der König-Karls-Brücke zeigen die Verkehrszählungen einen Anstieg des Radverkehrs um 25% allein in 2020. Dort gibt es einen Radweg. Bisher sind in folgenden Städten weitere Aktionen unter #popupweltfahrradtag geplant:
Bergisch Gladbach, Berlin, Bochum, Esslingen, Flörsheim, Frankfurt a. M., Freiburg, Karlsruhe, Kassel, Koblenz, Köln, Leipzig, Lüneburg, Mannheim, Marl, Mönchengladbach, Nürtingen, Osnabrück, Regensburg, Stuttgart, Wiesbaden, Wuppertal, Weimar. Aufgrund von Terminüberschneidungen finden bzw. fanden in Schwerin, Rostock, Lübeck und Freising Aktionen kurz vor oder kurz nach dem 3. Juni statt.
Weiterführende Infos zum Aktionstag des BundesRad, dem Bündnis der Radentscheide:
Warum fahren die Leute so gerne mit dem Auto in die Stadt? Es ist der Komfort: Sie können meist direkt vor ihrem Haus einsteigen und losfahren, mögen den Schutz und die Privatsphäre des auf sie abgestimmten Fahrzeug-Raums, und schätzen die Möglichkeit, individuell und zeitlich ungebunden zu ihrem Ziel und zurück zu kommen. Dabei sehen sie großzügig über die Probleme hinweg, nämlich im Stau zu stehen und einen Parkplatz finden zu müssen – oft fernab vom eigentlichen Ziel. Für all das zahlen sie auch noch ziemlich viel Geld.
Die Probleme, die viele vom Auto geprägte Großstädte wie z.B. Stuttgart haben, lassen sich auch nicht so einfach lösen, denn sie sind ein konzeptionelles Problem: Eine Stadt ist für die Menschen da und soll ihnen Wohn- und Lebensraum bieten. Sie ist also nicht eine unbegrenzte Spielwiese für immer mehr und größere Autos, die immer mehr und größere Straßen und Parkplätze benötigen. Das Auto ist als vorrangiges Verkehrsmittel in der engen Stadt also offensichtlich ungeeignet, doch die Menschen lassen so schwer davon los, weil sie die Vorteile kennen, und die Nachteile elegant zu ignorieren scheinen: Zugeparkter öffentlicher Raum, enormer Platzbedarf des Autoverkehrs, Lärm, Schadstoffe und Gefährdung der Mitmenschen, mitten im Lebensraum der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner. Sie haben sich in den letzten Jahrzehnten aus ihrem Habitat verdrängen lassen, auf Gehwege, in Parks und in Fußgängerzonen, als Reservate für Menschen in der Stadt. Ein großer Teil des dortigen öffentlichen Raums ist schlichtweg Verkehrsfläche, und den Anwohnerinnen und Anwohnern bleiben Häuser und Gärten – sofern sie so etwas haben.
Viel Autoverkehr in und durch die Stadt.
Zugeparkte Straße mit breiter Fahrbahn.
Hier wird deutlich, wie viel Raum normalerweise von Autos beansprucht wird – den kann man in der engen Stadt besser nutzen.
Gehen Sie einmal bewusst durch eine Stadt und verdeutlichen Sie sich die Dimensionen des rollenden und ruhenden Autoverkehrs. Schauen Sie in die Fahrzeuge, dann werden Sie darin oft nur eine Person sehen. Das Auto ist also massen-, energie- und platztechnisch ein höchst ineffizientes Fortbewegungsmittel!
Ok, Problem erkannt, aber was nun?
Alternative Lösungen sind längst bekannt: ÖPNV, Fahrrad und Zu-Fuß-Gehen! Man muss bessere Mobilität in der Stadt nur wollen und machen, jeder von uns! Warum machen wir das dann nicht einfach, woran fehlt es noch? Schauen wir zurück auf die Punkte, die uns beim Auto in der Stadt als klare Vorteile erscheinen:
Direkt vor dem Haus einsteigen:
Da lachen die Menschen, die in einem dicht besiedelten Innenstadtbezirk wohnen und keinen eigenen Privatparkplatz haben. Für mehr Parkplätze müsste man schon Häuser und Parks plattmachen. So folgt auf die Erinnerung, wo man denn als letztes einen Parkplatz gefunden hat, oftmals ein Fußmarsch ein paar Blöcke weiter. Ein Problem, das Radfahrende nicht haben. Sie finden meist schnell einen Parkplatz, und allein deshalb ist das Fahrrad bei Strecken in der Stadt im Vorteil.
Zugeparkte Straßen, wie in vielen Stadtvierteln.
Zugeparkte Kreuzung, störend und gefährlich für Zu-Fuß-Gehende.
Platzsparender Fahrradparkplatz, direkt vor dem Haus möglich.
Die Städte und Unternehmen müssen nur ausreichende Fahrrad-Parkmöglichkeiten einrichten, sicher und idealerweise wettergeschützt. In den Wohngebieten sind es kleine verteilte Einheiten, an zentralen Orten wie Bahnhöfen dann große Parkierungsanlagen, auch in vorhandener Infrastruktur.
Leicht erreichbare Fahrrad-Parkplätze. Es sind ca. zehn Fahrräder auf einem einzigen Autostellplatz möglich.
Provisorische Fahrrad-Parkplätze am Bahnhof, die später durch umfangreichere, wettergeschützte und sichere Parkmöglichkeiten ersetzt werden müssen.
Fahrradparkplätze für Anwohner und Pendler sind notwendig, z.B. gesicherte Fahrrad-Container, aber auch Parkmöglichkeiten in Parkhäusern und Tiefgaragen.
Was den ÖPNV angeht, gibt es in den Innenstädten oft schon eine vergleichsweise große Haltestellendichte, doch auch in den äußeren Stadtbezirken ist diese nötig, zusammen mit einem dichten und abgestimmten Takt. Vielleicht ja sogar in Form eines Taktfahrplans im ÖPNV, bei dem einem nicht die Anschluss-Bahn vor der Nase wegfährt. In örtlichen und zeitlichen Randbereichen kann das System durch Rufbusse ergänzt werden. Haltestellen-Distanz und Fahrplan-Ende dürfen heute nicht mehr Ausschlusskriterien sein, in der Stadt den ÖPNV zu nutzen! Attraktive Preise müssen das Angebot bestärken. Die Entscheidung dafür fällt auch dann leichter, wenn öffentliche Autoparkplätze entsprechend ihrer Kosten bepreist sind und nicht kostenlos oder für zu geringe Gebühren bereitgestellt werden. Während der Handel oftmals schon die Gebühren beim Parken erstattet, sollte er dies auch bei ÖPNV-Tickets tun.
Schutz und Privatsphäre:
Das Auto als gefühlt sicherer Panzer, wetterfest und abschließbar, ist ein klarer Vorteil des Automobils. Man muss also versuchen, diese Vorteile auf die anderen Verkehrsmittel zu übertragen oder zumindest durch andere Vorteile aufzuwiegen.
Wetterschutz hat der ÖPNV auch, und ist er nahe genug gelegen, dann kommen Sie auch bei Regen mit guter Kleidung und Schirm trocken dorthin. Zumindest auch nicht nasser, als wenn Sie erst Ihr Auto suchen müssen.
Wetterschutz auf dem Fahrrad ist mit guter Kleidung auch möglich, und wenn es gar nicht geht, gibt es ja Bus und Bahn oder das Auto als Alternative. Solche Regentage sind aber wirklich selten. Umso mehr macht es Spaß, sich bei schönem Wetter den Wind um die Nase wehen zu lassen und auf Strecken unterwegs zu sein, die Auto und ÖPNV verschlossen bleiben.
Sophienstraße
Tübingerstraße
Schöne Fahrradstrecke durch den Park.
Was die Privatsphäre angeht, sind Sie übrigens auch auf dem Fahrrad und zu Fuß meist allein und selbstbestimmt unterwegs. Es fehlt aber in beiden Fällen der Schutz eines Fahrzeugs. Also muss die Stadt selbst sicher sein, technisch und gesellschaftlich! Das ist ein politisches und gesellschaftliches Thema, das uns alle angeht und auf das wir alle Einfluss haben.
Auf der einen Seite bedeutet das die Einrichtung sicherer und guter baulicher Infrastruktur: Es kann nicht sein, dass Radfahrende und Zu-Fuß-Gehende in ihrem “Lebensraum Stadt” um ihr Wohlergehen fürchten müssen, an den Rand gedrängt vom Autoverkehr. Hier muss die Politik und Verwaltung aktiv werden, mit Nachdruck durch die Bürgerinnen und Bürger.
Charlottenplatz
Tübingerstraße
Pragsattel
Auf der anderen Seite ist ein sicheres soziales Umfeld wichtig, ohne örtliche und zeitliche Angsträume. Denn auch die schützende Hülle eines Autos müssen wir dann und wann mal verlassen. Die Stadt muss also für alle sicher sein und sie muss einen Wohlfühlort darstellen, ganz einfach. Das gilt auch für den ÖPNV und seine Stationen: Hier kommen, wie im öffentlichen Raum sonst auch, alle gesellschaftlichen Schichten zusammen, und wir müssen alles dafür tun, dass wir respektvoll und friedlich miteinander und mit unserem Umfeld umgehen, gegebenenfalls mit Unterstützung entsprechender Sicherheitsmaßnahmen. Bilden sich hingegen isolierte Gesellschaftsschichten, dann birgt das Spannungspotential und bringt Konflikte – und das ist dann keine gute Gesellschaft mehr. Niemand will am Ende nur noch dann sicher unterwegs sein, wenn man im Auto eingeschlossen ist.
Zeitlich ungebunden nahe ans Ziel kommen:
Mit dem Auto kommt man zu jeder Zeit überall hin, sagt man. Das mit der zeitlichen Unabhängigkeit mag stimmen, da man nicht an Fahrpläne gebunden ist. Aber wenn Sie im Stau stehen, sehen Sie das anders! Zumal Sie dann nicht wegkommen, sozusagen ans Fahrzeug gefesselt sind, und auch nicht das Auto mitten auf der Straße stehen lassen können, selbst wenn es nur wenige Schritte zum Ziel wären.
Stau, Parksuchverkehr und großer Platzverbrauch in der Innenstadt.
Tübingerstraße
Eberhardstraße
Da sind Sie mit dem Fahrrad und zu Fuß schon deutlich besser dran! Sie sind gänzlich frei, kommen wirklich überall in der Stadt hin, können beliebig anhalten und spontan Leute treffen, Besorgungen erledigen oder auch in der Gastronomie einkehren. Sie müssen später auch nicht zum Ausgangspunkt zurück, wo das Auto geparkt ist. Das ist übrigens auch ein großer Vorteil des ÖPNV: Sie haben kein Fahrzeug am Bein und werden sogar chauffiert! Die Fahrzeit können Sie zum Arbeiten, Lesen, Musikhören oder Entspannen nutzen. Wenn der ÖPNV in der Stadt ausgebaut wird, an Zuverlässigkeit gewinnt, sicher und erreichbar ist, spricht eigentlich nichts mehr dagegen.
Veielbrunnenweg
Tübingerstraße
Tübingerstraße
Beliebige Kombinationen der Verkehrsmittel, unterstützt von Sharing-Systemen und Mitfahr-Möglichkeiten, bringen weitere Vorteile und entlasten sich gegenseitig. Mobilitäts-Apps eröffnen hierbei neue Möglichkeiten. Probieren Sie es einfach mal aus!
Diese Abwägungen zeigen, das kein Verkehrsmittel allein das Optimale ist. Das oft gescholtene Auto ist eine faszinierende technische Errungenschaft mit zweifellos hervorragenden Einsatzfeldern und modernster Technik, auch in Zukunft. Manche Personen, Gewerbe und Institutionen sind zwingend auf diese individuelle Mobilitätsform angewiesen, und auf dem Land sieht vieles auch wieder anders aus, aber beides ist kein Grund, in der Stadt nicht die Mobilitäts-Alternativen zum Auto auszubauen. In der engen Stadt, wo wir den wenigen Platz besser verwenden können und wo es für Personen- und Güterverkehr gute Alternativen gibt, ist das individuelle Kraftfahrzeug selten die Idealbesetzung. Falsche Nutzungsprofile und das Bestehen darauf senken die Akzeptanz und das Image des Automobils und schaden damit auch der Automobilindustrie. Das muss insbesondere auch in der Politik all denjenigen klar sein, die das Auto nach wie vor in großer Zahl in enge Innenstädte drängen. Welchen Raum der Autoverkehr einnimmt können alle sehen, die mit offenen Augen und entsprechend sensibilisiert durch die Stadt gehen. Dabei ist es platzmäßig übrigens egal, welchen Antrieb die Fahrzeuge haben, und auch autonome Fahrzeuge brauchen Platz!
Ein Sportwagen macht außerhalb der Stadt mehr Spaß. Ein Lastenrad ist in der Stadt eine gute und platzsparende Mobilitätsform.
Platz und Aufenthaltsqualität für die Menschen, viele Fahrrad-Parkplätze und weniger Autos nützen auch Gewerbetreibenden und der Gastronomie.
Großzügige und vor Autos geschützte Radinfrastruktur ist wichtig für sicheres und praktisches Radfahren im Alltag.
Es geht nicht darum, ob Sie sich als Autofahrende, Radfahrende oder Zu-Fuß-Gehende sehen oder den ÖPNV nutzen. Schon die Bezeichnungen zeigen, dass das letztlich eine unsinnige und künstliche Unterteilung ist. Denn selbst wenn man Auto fährt, muss man erstmal zu Fuß dorthin kommen, und auch Radfahrende müssen normalerweise den ein oder anderen Schritt zu Fuß gehen oder auch mal ein Auto nutzen. In erster Linie sind wir alle Menschen, die Mobilität wollen, in der jeweils bestmöglichen Form. Dafür müssen Politik, Verwaltung und Gesellschaft die Voraussetzungen schaffen, unter Berücksichtigung der jeweiligen Rahmenbedingungen und im Sinne des Gesamtsystems. Wer das ignoriert und radikal an gestrigen und einseitigen Mobilitätsbildern festhält, verpasst schlichtweg den Fortschritt. In wenigen Jahren werden sich Politik, Verwaltung und Gesellschaft an der umgesetzten Mobilitätswende messen lassen müssen. Dann kann niemand sagen, man hätte nicht davon wissen können. Letztlich beginnt die Mobilitätswende bei uns allen, also auch bei Ihnen! Brechen Sie mit gewohntem Mobilitätsverhalten und probieren Sie bitte die Alternativen aus. Viele von uns werden sie schätzen lernen, und dann haben wir alle gewonnen!
Die Gewerbetreibenden in der Stuttgarter Eberhardstraße atmen auf: Der Autoverkehr ist zurück! Seit Ende 2019 war die Straße nur für Radfahrende und Zu-Fuß-Gehende geöffnet. Eine Katastrophe für den Handel in der Straße, denn schließlich konnten seitdem keine Autos mehr zum Einkaufen vorfahren. Bis auf Lieferverkehr, Taxis und Zufahrt zu Behindertenparkplätzen waren keine Kraftfahrzeuge mehr zugelassen. Wer hätte da noch zum Einkaufen vorbeikommen sollen?
Die wenigen Parkplätze für die sogar einzeln besetzten Autos waren im Lauf der Zeit durch unzählige Fahrrad-Parkplätze ersetzt worden. Zusammen mit den Kundinnen und Kunden, die nur zu Fuß hier waren, nahmen die Radfahrenden den Autofahrenden den Platz vor und in den Geschäften und der Gastronomie weg. Gerade die zunehmende Außengastronomie wurde kritisch gesehen: Dort, wo jetzt zehn oder mehr Leute essen und trinken, hätte auch ein Auto parken können. Den Dauerparkern, die ganz woanders einkaufen oder arbeiten, wurde es so unnötig schwer gemacht. Doch mit der Öffnung der Eberhardstraße ist nun wieder die Suche nach Parkplätzen, das Parken vor Ort und sogar das reine Durchfahren möglich. Somit ist der Duft der Motoren und des Kraftstoffs zurück, und die bedrückende Stille entlang der Straße hat ein Ende, ebenso die Tatsache, dass viele Leute die Straße einfach dort überquert haben, wo sie wollten. Diese Gefahr ist nun gebannt, insbesondere mit Hilfe der großen und schnellen Autos, die für Sicherheit auf der Straße sorgen und den Fußverkehr auf den Gehwegen möglich machen. Ebenso halten sie die Radfahrenden von der ehemalige Fahrradstraße fern, die als beliebte Strecke und Aufenthaltsort für die Fahrerinnen und Fahrer dieser leichten Zweiräder galt, die teils sogar ohne Schutzkleidung oder Helm fuhren.
Mit der Wiedereinrichtung der Parkflächen sind die Geschäfte nun auch durch eine Reihe Fahrzeuge abgeschottet, die nicht nur Sicherheit vor Radverkehr bieten, sondern den Händlern auch die Einrichtung von größeren Außenverkaufsflächen ersparen. Der Dank gilt insbesondere der Stadt Stuttgart, die schon früh die Einfahrt von Autos in die Fahrradstraße erleichtert hat, z.B. durch schonende Beschilderung. Gerade Auswärtige fanden sich so schnell zurecht, auch ganz ohne Ordnungsamt und Polizei.
Nach dem Erfolg der Öffnung der Eberhardstraße werden auch Möglichkeiten geprüft, andere verkehrsberuhigte Bereiche wieder zu öffnen und damit den Fuß- und Radverkehr zurückzudrängen. Auf dem Markplatz finden bereits Bauarbeiten für die neue zentrale Parkfläche statt, die bei Bedarf auch auf den Schillerplatz erweitert werden kann. Der Handel in der Innenstadt verspricht sich dadurch attraktive Parkflächen in unmittelbarer Nähe, die auch die lästige und zahlreich gewordene Laufkundschaft fernhalten. Nachdem jahrelang dem Automobil zu wenig Platz zugestanden wurde und zu strenge Umweltmaßnahmen getroffen wurden, soll so der Innenstadt wieder eine neue Qualität ermöglicht werden. Breite Gehwege, attraktive Außenbereiche und Begrünung locken nur unnötig Menschen an und sind in der engen Stadt zu platzintensiv. Sie müssen zugunsten von Straßen und Parkraum reduziert werden. Auch die Automobilindustrie wird hiermit gestärkt, denn gerade in der dicht bebauten und dicht besiedelten Innenstadt können die platzintensiven Kraftfahrzeuge ihre Stärke ausspielen, wie die langen mehrspurigen Fahrzeugreihen zeigen, die in anderen Städten stehen, gerade auch international.
Doch es gibt Stimmen, auch aus Reihen von Handel und Gastronomie, die Fuß- und Radverkehr in der Innenstadt begrüßen und die Rückkehr zum Autoverkehr in der Eberhardstraße für einen Scherz halten. Schließlich wäre das ja der erste Schritt zur innenfreien Autostadt.
Radroutennetz-Verdichtung Ziel: max. 350 m entfernt zu jeder Haustür.
Das Radroutennetz in Stuttgart ist derzeit noch sehr dünn. Es muss auf das Radfahren im Alltag ausgerichtet werden. Gute und sichere Infrastruktur sind die Grundlage für die Stärkung des alltäglichen und ganztägigen Radfahrens als eine wichtige, ernst genommene und wahrnehmbare Komponente der Mobilität in der Stadt. Es muss Radfahrenden aller Altersklassen möglich sein, sich in der Stadt einfach und sicher auf dem Rad bewegen zu können. Ein Radnetz nach den Qualitätsstandards des Radentscheids sollte für alle Bewohnerinnen und Bewohnern in maximal 350 Metern Entfernung zugänglich sein und alle Bezirke auf direkten Wegen untereinander verbinden Bisherige Planung: Radrouten | Landeshauptstadt Stuttgart
Herbst- und Winterdienstplan für Radrouten mit zuverlässiger Räumung.
Vorschlag für Stuttgart: Montags bis freitags ab 7 Uhr, samstags ab 8 Uhr, sonn‐ und feiertags ab 9 Uhr zuverlässig bis in die Nacht geräumt, Informationen über das Winterradroutennetz auf der Internetseite der Stadt und auf allen ihren Socialmedia-Kanälen.
Darstellung aller Straßen, auf denen getrennte Radwege von min. 3 m Breite zulässig sind.
Die Stadt Stuttgart stellt alle Straßen dar, an denen es technisch und rechtlich möglich ist, baulich vom MIV (motorisierter Individualverkehr) getrennte Radverkehrsanlagen im Sinne der Qualitätsstandards des Radentscheids einzurichten. Für alle mehrspurigen Straßen, an denen sie dies für nicht möglich hält, stellt die Stadt Stuttgart die rechtlichen Hindernisse dar und erarbeitet zusammen mit den sachkundigen Einwohnerinnen und Einwohnern für Radverkehrsthemen Konzepte, mit denen diese Straßen dennoch einfach und sicher für den Radverkehr erschlossen werden können.
Kampagne zu Überholabstand u.a. mit Hilfe des Stuttgarter Citizen-Science-Projekts „OpenBikeSensor“.
Die Stadt Stuttgart schafft 30 OpenBikeSensoren an und vermisst in einem partizipativen Citizen Science Projekt das Stuttgarter Radverkehrsnetz. Sie erfasst dabei Gefahrenstellen, an denen die Überholabstände nicht eingehalten werden, analysiert die Routenwahl der Stuttgarter Radfahrenden, stellt Abweichungen von Idealrouten dar und leitet aus den gesammelten Daten Handlungsoptionen zur Steigerung der subjektiven und objektiven Verkehrssicherheit ab. Für dieses Projekt empfehlen wir die Beteiligung der Stuttgarter Hochschulen und lokaler Verbände.
Straßennetz untersuchen bzgl. objektiver, subjektiver und sozialer Sicherheit mit Veröffentlichung in einer „Happy Bike Karte“
Auf dieser Karte werden alle Unfallstellen sowie die getroffen und geplanten Maßnahmen zur Verhinderung weiteren Unfälle, die Situation der Überholabstände vom Autoverkehr zum Radverkehr, die Beleuchtungssituation und weitere Faktoren der sozialen Sicherheit sowie die Qualität der Radinfrastruktur nach dem Happy Bike Index abgebildet.
Maschinenlesbare Veröffentlichung aller städtischen Verkehrsdaten, u.a. von Unfällen, Bußgeldern und Verkehrsströmen.
Zu diesen Daten gehören alle nicht personenbezogenen Unfalldaten, die Orte und alle ausgestellten Bußgelder mit Bezug zum Verkehr einschließlich der Abschleppvorgänge und Fahrzeugtypen und Bußgelder nach der Grünflächenordnung, sowie konkrete Maßnahmen zur nachweisbaren Reduktion der Gefährdung.
Einrichtung und Erprobung von mindestens drei Superblocks mit einer Versuchsdauer von mindestens 3 Jahren, kontinuierlicher Partizipation und Begleitforschung.
Für die Augustenstraße wurde bereits ein Konzept für einen Stuttgarter Superblock erarbeitet und vom Bezirksbeirat Stuttgart West bestätigt. Dem Beispiel der Augustenstraße folgend werden zusammen mit den Bezirken weitere Umsetzungsmöglichkeiten gesucht und umgesetzt.
Alle Fahrradstraßen weiter verkehrsberuhigen und sie unter Anliegerbeteiligung zu Vorbildern für die Life-Sized City machen.
Zusammen mit den sachkundigen Einwohner:innen wird ein Konzept für Fahrradstraßen ausgearbeitet und unter Beteiligung der Anlieger:innen zur Qualitätssteigerung der Fahrradstraßen erprobt.
Einen Fahrstreifen der B27 von Charlottenplatz bis Degerloch in geschützten Radweg umwandeln und eine Panorama-Promenade für den Rad- und Fußverkehr schaffen.
Vorhandene Parkhäuser und Tiefgaragen auch zum Fahrradparken nutzen.
Einrichtung eines Radbügel-Beteiligungsportals nach Aachener Vorbild.
Wir stellen immer wieder fest, dass es sowohl uns, als auch anderen sachkundigen Einwohner:innen wie den Bezirksbeiräten schwer fällt, die Bedürfnisse der Bevölkerung so detailliert zu erfassen, wie es für eine Bedarfsanalyse zu Radstellplätzen notwendig ist. Mit dem derzeit verfügbaren Wissen besteht die große Gefahr, Radstellplätze an Stellen ohne Bedarf zu schaffen und damit wertvollen Raum ineffizient zu nutzen, und gleichzeitig besteht auch die Gefahr, Bedarfe für Radabstellanlagen zu übersehen. Daher halten wir die Einrichtung eines interaktiven Beteiligungsportals zur Bedarfsanalyse für Fahrradbügel, Lastenradstellplätze und kleinere Fahrradgaragen für notwendig. Das Konzept der Stadt Aachen gibt ein konkretes Vorbild für ein mögliches Vorgehen.
Entwicklung eines Gestaltungsstandards für Kreuzungen und Fahrradstraßen nach den Qualitätsstandards des Radentscheids und unter Beteiligung der sachkundigen Einwohner:innen sowie Expert:innen aus der Wissenschaft.
Zusammen mit ihnen erarbeitet die Stadt Stuttgart für Pilotkreuzungen (min. 5) und Pilotstraßen (min. 20) Forschungsvorhaben, in denen im Rahmen einer Forschungskooperation zukunftsweisende Kreuzungsdesigns und Straßengestaltungen erarbeitet und evaluiert werden. Die Ergebnisse werden zusammen mit Leitfäden dafür veröffentlicht.
Lastenrad-Verteilzentren an den Stationen des VVS-Netzes und dessen Nutzung für Gütertransport.
Umsetzung einer dauerhaft öffentlichkeitswirksamen Falschparker-Abschleppkampagne
Die Stadt Stuttgart muss hierfür eigene Abschleppfahrzeuge anschaffen oder Dienstleister beauftragen, um dem Falschparkerproblem noch effektiver entgegen zu wirken. Das rücksichtslose Zuparken von Kreuzungen, Geh- und Radwegen und die damit verbundene Gefährdung darf nicht länger toleriert werden.
Ein schriftlicher Bericht über Umsetzungsstand der vom Gemeinderat beschlossenen Radentscheidziele und städtische Akquise von Radverkehrsfördermitteln wird jährlich veröffentlicht und in Bürgerforen und politischen Gremien diskutiert.
Hier muss unbedingt Fahrt aufgenommen werden, damit Stuttgart nicht abgehängt wird bei der innerstädtische Mobilität und bei der Gestaltung einer lebenswerten Stadt. International sind hier viele Städte schon wesentlich weiter, z.B. Paris, Brüssel, Amsterdam, Kopenhagen und Oslo. Der öffentlicher Raum darf nicht in erster Linie von Kraftfahrzeugen, Straßen und Parkplätzen geprägt sein, sondern soll den Menschen Lebensraum bieten. Es hätte schon viel früher klar werden müssen, dass es bei dem sehr beschränkten Raum in der Stadt einfach nicht sinnvoll ist, dass ein platzmäßig höchst ineffizientes Verkehrsmittel wie das Auto eine so tragende Rolle einnimmt. Da hilft auch nicht der Bau neuer Autostraßen, für die meist eh kein Platz mehr da ist, und die letztlich zu noch mehr Autoverkehr führen würden.
SCHON RAD GEFAHREN DIESE JAHR? ABWARTEND AM TEE TRINKEN? DAS MUSS NICHT SEIN! Wir laden dich zu einer etwas anderen Veranstaltung in der letzten Februarwoche ein – dem Zweirat Alleycat. Zeig uns dein Stuttgart und sei mit deinem Fahrrad und deinem oder deiner Teampartner:in draußen unterwegs.
ALLEYCAT – WAS IST DAS EIGENTLICH? Während des Alleycats (von engl. streunende Katzen, oder einfach frei übersetzt Schnitzeljagd) werden mit dem Fahrrad alleine oder im Team (max. zu zweit) verschiedene Checkpoints angefahren. An den Checkpoints werden Aufgaben gelöst. Die Alleycat-Regeln und Anweisungen zu den Aufgaben werden am 22.02 ab 20:00 Uhr mit dem Manifest beim #Zweirat27 verlesen.
Wer in Stuttgart Rad fährt, kennt das Gefühl. Das Gefühl des Unbehagens, mal wieder ohne ausreichenden Sicherheitsabstand überholt zu werden. Viele kennen auch die Angst, wenn es wirklich knapp wird. Und so manche die Schmerzen, wenn es dann wirklich zu eng war. (Unfall an der neuen Weinsteige) Das ist mit ein Grund dafür, wieso viele Angst haben, auf das Rad zu steigen und es im Straßenverkehr im Alltag zu nutzen.
Endlich ist mit der letzten Überarbeitung der StVO vom April 2020 der beim Überholen einzuhaltende Sicherheitsabstand festgelegt worden: mindestens 1,5m inner- und 2m außerorts sollen es sein. Und dass Radfahrer:innen einen Meter zu parkenden Autos einhalten müssen, um nicht eine Mitschuld beim Unfall mit einer unachtsam geöffneten Autotür zu bekommen, bestätigen einige Gerichtsurteile (z.B. LG Berlin, Az. 24 O 466/95). Damit sollte eigentlich alles klar sein. (mehr …)
Wir erkennen zwar an, dass die Stadt Stuttgart mit den Plänen zur Theodor-Heuss-Straße große Fortschritte für die Qualitätssteigerung im Radverkehr schafft. Immer deutlicher wird darin der Wille, den Zielen des Radentscheids gerecht zu werden.
Wie auch der ADFC und der BUND sind wir jedoch der Ansicht, dass der vorliegende Entwurf ein Zwischenschritt zum Umbau zu einer gerechteren Straßenraumgestaltung ist. Das langfristige Ziel muss weiterhin sein, den MIV wie im VEK vorgesehen zu reduzieren und damit die Situation der anderen Verkehrsteilnehmer*innen und auch die Aufenthaltsqualität an der hochwertigen Allee zu verbessern. Damit zusammenhängend weisen wir darauf hin, dass das Ziel, den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2030 auf mindestens 25% der Wege zu steigern, in die Planung einfließen sollte. Die damit einhergehende Reduktion des Autoverkehrs wird nach unserer Einschätzung in der Aufteilung des Verkehrsraums zu wenig beachtet.
Wie auch der ADFC sehen wir den Rückbau der Pop-up-Bike-Lanes kritisch, da bei der Entscheidung wesentliche Fragen der Verkehrssicherheit unberücksichtigt blieben. Mit den damit verbundenen Problemen werden nun Radfahrende und zu Fuß Gehende alleingelassen.
Der ADFC Stuttgart hat in seiner Stellungnahme eine Vielzahl wichtiger Maßnahmen aufgezählt, die auch wir unterstützen. Wir möchten jedoch darauf hinweisen, dass der Radentscheid eine bauliche Trennung vom Kfz-Verkehr fordert. Diese bauliche Trennung muss Radfahrende vor einem Missbrauch der Radwege durch Kfz und Schwerlastverkehr schützen. Ein nur 3 cm hoher Bordstein kann das nicht. Wir fordern daher im Sinne der Qualitätsstandards des Radentscheids eine durchgängige Radweghöhe von mindestens 8 cm. Der KFZ-Verkehr kann dann an Kreuzungen mittels Rampen über den Radweg geführt werden. Auf diese Weise wird der KFZ-Verkehr beruhigt und die Gefahr von Abbiegeunfällen reduziert.
Zum Umgang mit Abstellflächen für den MIV entlang der Radwege möchten wir darauf hinweisen, dass ein Überfahren der Radwege zu vermeiden ist. Linksseitige Parkplätze mit angemessenem Sicherheitsabstand zum Radweg halten wir daher für die sicherere Lösung.
Abschließend bitten wir darum, dass die Stadtverwaltung bei so grundlegenden Pilotprojekten wie den Planungen an der Theodor-Heuss-Straße frühzeitig die Abstimmung mit den Sachkundigen Einwohner*innen des Unterausschusses Mobilität sucht. Wir sind überzeugt, dass ein abgestimmtes Vorgehen den Arbeitsaufwand für alle Beteiligten reduzieren würde. Wir hoffen, dass dies zumindest für die Gestaltung der Kreuzung am Rotebühlplatz vorgesehen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Meike Reisle und Thijs Lucas