Kategorie: Allgemein

  • Umnutzung von Parkplätzen für Außengastronomie

    Durch die Hygienebestimmungen ist es eng geworden in der Gastronomie. Der Gemeinderat hat daher beschlossen den Gastronominnen und Gastronomen zu helfen und zusätzliche Flächen für die Außengastronomie freizugeben. Die Stadtverwaltung hat daraufhin einen Leitfaden erstellt, der euch beispielsweise hilft Parkplätze als Ausschankstellen zu nutzen. Linkfix: Aufstellen von Parklets, AföO

    Weil das noch nicht alle wissen, haben wir diesen Flyer zum Ausdrucken und Verteilen gezaubert. Verteilt ihn gerne an eure Lieblingsorte.

  • Kidical Mass im Juli 2020

    Am letzten Sonntag im Juli war es wieder soweit: die Kinder haben sich zumindest für eine Stunde die Straßen von Stuttgart zurückerobert. Unser Orga-Team der Kidical Mass war baff, wie viele mitgefahren sind, wir sind mit dem Zählen kaum hinterhergekommen. Am Ende sind mehr als 270 kleine und große Radler:innen bei Sonnenschein und guter Musik durch die Stuttgarter Innenstadt geradelt. Das habt ihr klasse gemacht!!

    An dieser Stelle besten Dank an die Polizei Stuttgart, die unsere Tour umsichtig und sicher begleitet. Auch herzlichen Dank an die vielen fleißigen Helfer:innen, die daran mitwirken, die Ausfahrt zu organisieren. Und natürlich auch vielen Dank an Toni Komisch für die wunderbare musikalische Begleitung dieser Tour!

     

    Wir rollen auch in den Ferien weiter. Zückt den Terminkalender: Die nächste Ausfahrt findet am Sonntag, den 16. August 2020 ab 15 Uhr statt. Startplatz ist wie immer die Kirche am Feuersee. Wenn ihr euch wünscht, dass die Tour einmal durch euren Stadtteil fährt, dann schreibt uns eine Mail: kidicalmass ( at ) zweirat-stuttgart.de

     

  • Große Freude über die erste Kidical Mass 2020

    Am 21.06.2020 fand in Stuttgart wieder eine Kidical Mass statt. (Foto: Julian Rettig)

    Lange haben wir auf sie warten müssen. Umso größer war die Freude, dass die erste Ausfahrt der Kidical Mass 2020 endlich stattfinden konnte. Rund 250 Kinder und Eltern sind am 21. Juni 2020 bei lachender Sonne durch die Stuttgarter Innenstadt geradelt.

    Die Tour führte vom Startpunkt vor der Johanneskirche am Feuersee zunächst über die beiden neuen Pop-up-Bike-Lanes in der Theodor-Heuss- und Holzgartenstraße. Für viele kam das Highlight danach mit der jauchzenden Abfahrt in den Planie-Tunnel. Die rund 5-Kilometer lange Tour endete diesmal nach einer knappe Stunde Fahrtzeit am Karlsplatz.

    Am Startpunkt Feuersee (Foto: Reinhard Otter)
    Kidical Mass in der Holzgartenstraße

    Bei dieser ersten Ausfahrt nach dem Ausbruch von COVID-19 stand der Gesundheitsschutz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an erster Stelle. In Absprache mit dem Amt für öffentliche Ordnung haben wir ein Hygienekonzept entwickelt, das u.a. großzügige Flächen am Start- und Zielplatz sowie ausreichenden Sicherheitsabstand vorsieht.

    Neben dem Spaß für die Kinder wollen wir mit der Tour darauf aufmerksam machen, dass gerade Kinder auf eine bessere Radinfrastruktur angewiesen sind. Deshalb müssen Kinderbelange in der Verkehrsplanung viel stärker als bisher berücksichtigt werden. Farbe alleine reicht nicht, erst der bauliche Schutz und wirksame Kontrollen sorgen für sichere und freie Wege.

    Die Veranstaltung wird vom Zweirat Stuttgart, dem Radentscheid Stuttgart und dem ADFC Stuttgart organisiert. Ob die nächste Kidical Mass wie geplant am Sonntag, den 26. Juli 2020 stattfinden kann, wird von den Umständen abhängen und sich Anfang Juli entscheiden.

    Die Friedrichstraße war für kurze Zeit den Radlern vorbehalten (Foto: Reinhard Otter)

    Die KIDICAL MASS setzt sich für kinderfreundliche und lebenswerte Städte ein. Wir wollen, dass sich auch Kinder sicher und selbständig mit dem Fahrrad in unseren Städten bewegen können. Unter dem Motto „Platz da für die nächste Generation!“, bei dem bundesweit mehr als 60 Städte mitmachen, erobern wir einmal im Monat die Straßen Stuttgarts. Der Kinderkanal hat uns im letzten Jahr gefilmt und verschiedene Zeitungen haben über uns geschrieben. Außerdem haben wir eine Übersicht unserer vergangenen Ausfahrten archiviert.

    Twitter @Kidicalmass_S

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    Instagram @Kidicalmass_S

  • Pop-up-Bike-Lane Mercedesstraße

     

    Da die Stadt nichts tut, werden wir aktiv: wir bauen euch eine temporäre Pop-up-Bike-Lane in der Mercedesstraße! Am Sonntag den 26.04.2020 von 12:30 bis 15:30 Uhr. Kommt zahlreich und testet wie es wäre, wenn es in Stuttgart echte Infrastruktur für Radfahrende gäbe!

    Hier gibt es die zugehörige Pressemitteilung.

    Nachtrag:
    Der SWR hat in der 18:00 Landesschau darüber berichtet, ab 01:20 geht der Bericht (Mediathek) über uns los. Und es gibt auch noch ein Video von uns dazu und auch der ADFC hat eines veröffentlicht; dieses haben wir auch noch auf twitter gefunden.

  • Offener Brief an BW-Verkehrsminister Winfried Hermann

    Offener Brief: Radentscheide, Verbände und Initiativen fordern landesweite Vorgaben zur schnellen, rechtssicheren Einrichtung coronasicherer Rad- und Gehwege

    Sehr geehrter Herr Minister Winfried Hermann,

    die Coronakrise und die Kontaktbeschränkungen verändern die persönliche Mobilität aller Menschen in Deutschland deutlich. Während der private Autoverkehr stark zurückgegangen ist, sind – auch der Empfehlung des Bundesgesundheitsministers folgend – immer mehr Menschen auf dem Rad und zu Fuß unterwegs. Für diese spürbaren Veränderungen der Verkehrsmittelwahl ist die Raumaufteilung auf der Straße jedoch nicht ausgelegt. Damit der empfohlene Sicherheitsabstand auf der Straße eingehalten werden kann, braucht es daher dringend eine schnelle Veränderung der Aufteilung des Straßenraums.

    Bürgerinnen und Bürger, die jetzt aufs Rad umsteigen, brauchen leicht zu findende und sichere Wege. Auch zu Fuß gehende Menschen brauchen dringend mehr Platz auf den Gehwegen, um den Sicherheitsabstand einhalten zu können. Nur so können notwendige Wege sicher zurückgelegt werden. Auch wenn die Verantwortung für die Umsetzung auf kommunaler Ebene liegt, geht es nicht ohne die Landespolitik – es geht nicht ohne Sie und Ihren Beitrag! Sie als Minister für Verkehr können den Kommunen mit entsprechenden Leitfäden, gesetzlichen Rahmenbedingungen und finanzieller Beschleunigung helfen.

    Dem Brief der Radentscheide und Initiativen aus ganz Deutschland an Bundesminister Andreas Scheuer folgend bitten wir Sie daher: Setzen Sie sich dafür ein, dass Kommunalverwaltungen schnell und einfach ein rad- und fußverkehrsfreundliches Wegenetz innerhalb und zwischen den Kommunen einrichten können. Schaffen Sie die regulatorischen Rahmenbedingungen, damit Straßen schnell und unproblematisch umgestaltet werden können. Geben Sie aus Baden-Württemberg das Signal, dass Verkehrspolitik ein wichtiger Beitrag für die Gesundheit der Menschen ist!

    Die Kommunen kennen geeignete Straßen und Wege, um ein Netz pandemiegerechter Straßen einzurichten, aber es fehlt ihnen die rechtliche Sicherheit und der Auftrag der Landesregierung zu handeln. Mit der Unterstützung der Landesregierung können diese trotz geringer personeller Kapazitäten überall schnell und einfach Realität werden. Dafür braucht es Rechtssicherheit für die zu ergreifenden Maßnahmen. Nur so kann schnell agiert werden.

    Wir bitten Sie daher, die Kommunalverwaltungen durch die zügige Bereitstellung von Leitfäden bei der provisorischen Umgestaltung von Straßen zu unterstützen, um sicheren und Fuß- und Radverkehr durch eine qualitativ hochwertige Infrastruktur zu ermöglichen. Wo die rechtlichen Rahmenbedingungen dies noch behindern, bitten wir Sie, entsprechende Verordnungen zu erlassen oder pragmatische Lösungen, auch mit Ihren Kolleginnen und Kollegen auf Bundes- und kommunaler Ebene, zu finden.

    Die wichtigsten Maßnahmen, die Kommunen schnell ermöglicht werden sollten, sind:

    • Gehwege temporär verbreitern: Wo Fußwege zu schmal sind, sollten sie durch Markierungen auf den Fahrbahnen erweitert werden. Auch das Verlegen von Hochbordradwegen und Parkplätzen von den Fußwegen auf die Fahrbahnen hilft schnell und einfach, um Fußwege zu verbreitern.
    • Verlegung von Radverkehr auf die Fahrbahn: Wo Radverkehr derzeit über Gehwege geführt wird, kann er auf die Fahrbahn verlegt werden, damit Platz auf Fußwegen geschaffen wird. Dazu eignen sich sowohl temporäre Radstreifen als auch die Einrichtung von temporären Fahrradstraßen.
    • Temporäre Radfahrstreifen auf der Fahrbahn: Breite und gut erkennbare temporäre Radstreifen (Pop Up Bike Lanes) helfen auch Neu-Radfahrenden, sichere Wege durch die Stadt zu finden.
    • Straßen für den Rad- und Fußverkehr öffnen: Die Umwandlung ausgewählter Straßen in Zonen ohne Autoverkehr bzw. mit stark reduziertem motorisierten Verkehr schafft zusätzlichen Platz und Verkehrssicherheit.
    • Temporäre verkehrsberuhigte Straßen: Maßnahmen wie der Einsatz modaler Filter oder Verengungen der Fahrbahn können kurzfristig Wirkung zeigen. So können sich Radverkehr und zu Fuß gehende Menschen bestmöglich auf der Straße verteilen und Bewegung vor der Tür in ausreichendem Abstand zu anderen Menschen wird möglich. Provisorische Verkehrsberuhigung hilft auch bei der Entlastung von Parks und zur Ermöglichung von Bewegung ohne Ansteckungsgefahr.
    • „Bettelampeln“ umprogrammieren: Durch eine Vorrangschaltung für Rad- und Fußverkehr wird das Berühren des Anforderungstasters sowie das Bilden von Gruppen, die auf Grün warten, vermieden.
    • Grünphasen für nicht-motorisierten Verkehr verlängern: Da aktuell deutlich mehr Menschen auf Fahrrädern und zu Fuß unterwegs sind, braucht es für sichere Kreuzungssituationen mehr Zeit in den Grünphasen. Kurze Grünphasen sind kontraproduktiv, da viele Menschen sich eng zusammendrängen müssen, um die Straße rechtzeitig überqueren zu können.
    • Temporäre Geschwindigkeitsreduktion: Korridore mit Tempo 30 reduzieren die Unfallgefahr und bewirken dadurch auch Entlastung von Krankenhäusern.
    • Märkten unter freiem Himmel mehr Platz geben: Wochenmärkte sollten auf angrenzende Flächen wie Straßen oder Parkplätze erweitert werden, um genügend Raum für Warteschlangen mit Abstand zu schaffen.

    Mit freundlichen Grüßen

    i.A. Zweirat Stuttgart

    Liste der erstunterzeichnenden Initiativen und Verbände

    Baden-Württemberg

    ADFC Landesverband Baden-Württemberg e.V., Gudrun Zühlke

    Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Baden-Württemberg e.V., Matthias Lieb

    Esslingen

    Esslingen aufs Rad, Joachim Schleicher

    Verkehrsclub Deutschland (VCD), KV Esslingen e.V., Dirk Rupp

    Freiburg und Südbaden

    Fuß- und Radentscheid Freiburg, Ingrid Marienthal, Christoph Löffler

    Verkehrsclub Deutschland (VCD), RV Südbaden e.V., Fabian Kern

    Karlsruhe

    Critical Mass Karlsruhe, Christa Walter

    Kirchheim unter Teck 

    Stadtmobil e.V., Heinrich Brinker

    Konstanz

    Ciclo, Coco Cespedes, Norbert Wannenmacher

    Mannheim 

    PARKing Day Mannheim, Markus Schlegel, Ines Joneleit, Sascha Zimmermann

    Lastenvelo Mannheim e.V., Fabian Hirt, Timo Borsdorf

    Nürtingen

    Critical Mass Nürtingen, Sophie Gasser, Michael Jäger, Rolf Epple

    Pforzheim

    Verkehrsclub Deutschland (VCD), KV Pforzheim/Enz e.V., Matthias Lieb

    Plochingen 

    Fahrradinitiative Plochingen, Ekkehard Morlock

    Rhein-Neckar 

    VCD RV Rhein-Neckar, Manfred Stindl

    Schussental

    Radentscheid Schussental, Markus Klauser, Michael Dörfel

    Stuttgart

    BUND Regionalverband Stuttgart, Gerhard Pfeifer

    FUSS e. V. Stuttgart, Peter Erben

    Kidical Mass Stuttgart, Arne Jungjohan

    Naturfreunde Radgruppe Stuttgart, Peter Pipiorke, Friederike Votteler

    Radentscheid Stuttgart, Christina Müller, Meike Reisle

    Stuttgart laufd nai, Susanne Jallow, Christoph Ozasek

    Verkehrsclub Deutschland (VCD), KV Stuttgart e.V., Christoph Link

    Zweirat Stuttgart, Thijs Lucas, Benjamin Feller

    Tübingen

    Fuss- und Radentscheid Tübingen (in Gründung), Simon Mader

    Weitere unterzeichnenden Initiativen und Verbände

    BI Rückenwind Offenburg, Jeannette Nitsche

    Anhang

    Brief der Radentscheide und Initativen aus ganz Deutschland an Bundesminister Andreas Scheuer

  • Pressemitteilung – Offener Brief an Verkehrsminister Scheuer

    Offener Brief an Bundesminister Scheuer: Zahlreiche Initiativen fordern umgehend Corona-sichere Rad- und Gehwege

    Stuttgart, Berlin, 14. April 2020 – Zahlreiche Radentscheide und Mobilitätsinitiativen aus ganz Deutschland fordern in offenen Briefen an Verkehrsminister Scheuer und die Verkehrsminister der Länder, unverzüglich pandemietaugliche Infrastruktur für den Fuß- und Radverkehr deutschlandweit zu ermöglichen.

    Abstand halten ist das Gebot der Stunde, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Die Menschen kommen dieser Anforderung mit großer Mehrheit und Solidarität nach und steigen aufs Rad um oder gehen zu Fuß. Der empfohlene Mindestabstand von 1,5 bis 2 Metern ist im Alltagsverkehr jedoch kaum einzuhalten, denn die ohnehin schon zu engen Fuß- und Radwege sind dafür nicht ausgelegt. In einem offenen Brief fordern jetzt zahlreiche Mobilitätsinitiativen, darunter die bundesweite Radentscheid-Bewegung, die Bundesregierung zum Handeln auf, um sichere Mobilität in den kommenden Monaten zu gewährleisten.

    Weder Bundes- noch Landesregierungen haben eine einheitliche Vorgehensweise für pandemietaugliche Mobilität empfohlen. Die Notwendigkeit der Umsetzung schneller Krisenmaßnahmen trifft auf unvorbereitete Kommunalverwaltungen, denen rechtssichere Regelungen fehlen, um schnell agieren zu können. Die bundesweite Radentscheid-Bewegung fordert daher die Bundes- und Landesregierungen auf, jetzt mit klaren Vorgaben, wie Leitlinien, aber auch der Beseitigung rechtlicher Unsicherheiten den Kommunen zu helfen, auf die neue Situation reagieren zu können.

    „Wir fordern von den Verkehrsministerien Leitfäden vorzulegen, mit denen Kommunen ihre Straßen schnell und einfach an die neuen Gegebenheiten anpassen und mehr Platz für den Rad- und Fußverkehr schaffen können. Wir müssen pandemiegerechte Mobilität sicherstellen – in den kommenden Monaten, bis ein Impfstoff vorhanden ist“, so Thijs Lucas, Sprecher des Radentscheids Stuttgart.

    Der Kfz-Verkehr hat in den letzten Wochen massiv abgenommen. Während die Auto-Fahrbahnen leer sind, gefährden sich Menschen gegenseitig auf viel zu engen Geh- und Radwegen. Die bestehenden Richtlinien zur Planung und Regelung von Verkehr setzen den Fokus auf Autoverkehr. Diesen Fokus in der Krise auf Rad- und Fußverkehr umzustellen ist ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der Neuinfektionen.

    „Umfassende Gesundheitspolitik bedeutet auch, den Menschen einen sicheren Weg zum Einkaufen oder zur Arbeit zu ermöglichen – selbst bei Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbot. Gerade in Zeiten von Homeoffice und eingeschränkter Bewegungsfreiheit ist es zudem notwendig, dass Menschen ihre tägliche Bewegung im Wohnumfeld durchführen können, um ihre Gesundheit zu erhalten. Hierfür die Voraussetzungen zu schaffen ist wichtige Aufgabe der bundesdeutschen Gesundheitspolitik“, so Joachim Bick von von der IG Fahrradstadt Münster.

    Das Auto als individuelle Lösung stellt keine Alternative dar. Würden nach der Lockerung der Kontaktbeschränkungen alle ihre Wege im Pkw erledigen, käme niemand voran. Das Ergebnis wären unendlich lange Staus. Fortbewegung mit dem Rad und zu Fuß ist – wie vom Gesundheitsministerium empfohlen – die einzig wirklich pandemieresiliente Mobilität. Vor allem für Pendler*innen müssen alternative Lösungen zum Pkw zur Verfügung stehen, sonst droht ein Verkehrskollaps in den Städten.

    „Verbreiterte Rad- und Gehwege sind schnell und einfach einzurichten, wenn die Bedingungen einmal geklärt sind“, erklärt Ragnhild Sørensen von Changing Cities aus Berlin. „Mit Maßnahmen wie temporären Radstreifen – auch ‚Pop-Up-Bikelanes‘ genannt – macht Berlin erste wichtige Erfahrungen in Friedrichshain- Kreuzberg, die sich auch in der Petition #FaireStraßen wiederfinden. Die Senatsverwaltung um Regine Günther teilt ihre Erfahrung bereits mit anderen Städten. Insbesondere die juristische Absicherung steht dabei im Vordergrund. Die Schaffung bundeseinheitlicher Leitlinien könnte dabei enorm Entwicklungszeit sparen und so auch zur Eindämmung des Virus beitragen“.

    Die Radentscheid-Initiativen fordern, jetzt einfache und schnell umsetzbare Lösungen zu schaffen. Regelungen, die einem sicheren Rad- und Fußverkehr im Wege stehen, sollten kurzfristig beseitigt werden.

    Die bundesweite Bewegung der Radentscheide aus mehr als 30 Initiativen sowie der Verein Changing Cities und andere zivilgesellschaftliche Initiativen fordern in ihrem offenen Brief Regelungen zur einfachen Umsetzung verschiedener Maßnahmen auf kommunaler Ebene.

     

    Der offene Brief an Bundesminister Scheuer kann hier abgerufen werden.

    Die Pressemitteilung des Radentscheid Stuttgart kann hier abgerufen werden.

     

  • Überholverbote – Gemeinderat begrüßt schnelle Umsetzung

    Überholverbote – Gemeinderat begrüßt schnelle Umsetzung

    Seit dem 23. März tauchen in Stuttgart immer mehr der Überholverbote für einspurige Fahrzeuge auf, die die Novelle der Straßenverkehrsordnung vorsieht. Diese Verbote machen es für Autofahrende unmissverständlich klar, dass sie Radfahrende an besonders gefährlichen Stellen nicht überholen dürfen. Autofahrer müssen beim Überholen immer mindestens anderthalb Meter Abstand zu Fahrradfahrern halten, besser sind zwei Meter. Diese Werte sind aktuell nicht gesetzlich vorgeschrieben, jedoch durch die Rechtsprechung vorgegeben. Aber auch das kommt mit der neuen StVO.
    Da die Stadt Stuttgart in der Vergangenheit Schutzstreifen so auf die Straßen pinselte, dass sich Autofahrende dazu verleitet sehen, gefährlich eng zu überholen, helfen diese Schilder nun, die einst gemachten Fehler zu korrigieren. “Wo es keine sicheren Radwege gibt” kommentiert Alexander Kotz, der Fraktionsvorsitzende der CDU im Gemeinderat süffisant in Richtung des grünen Baubürgermeisters Peter Pätzold, dürfe er Radfahrende nicht so fahrlässig in gefährliche Situationen bringen. “Besser wäre natürlich gleich etwas Gescheites einzurichten und endlich den vom Radentscheid Stuttgart definierten Stuttgart Standard umzusetzen.” ergänzt er. Aber damit sei wohl nicht vor der anstehenden Oberbürgermeisterwahl zu rechnen. Am Telefon bestätigte der Oberbürgermeisterkandidat der CDU Frank Nopper “Mit mir wird es keine halben Sachen mehr geben. Ich erwarte von meiner zukünftigen Verwaltung, dass sie schnell zu Lösungen findet und vor allem zielstrebig in die Umsetzung geht.” Dass die Stuttgarter Verwaltung nun sogar der Bundesregierung zuvor kommt zeige ihm, dass dort vieles ganz gut funktioniere. “Aber ich will es gleich richtig machen. So eine Flickschusterei wird es mit mir nicht geben. Ich will echte Fahrradstraßen, ohne diese Notlösungen oder gleich richtige Radwege. So breit dass da ein gescheiter Daimler drauf parken kann.” Das dürfe man aber dann natürlich nicht, erklärt er noch zügig, bevor er sich wieder dem Coronavirus in Backnang zuwendet. “Das ist jetzt leider wichtiger.”

    Wie angsteinflößend die Überholvorgänge tatsächlich sind zeigt dieser Twitteruser in einem Zusammenschnitt mehrerer Videos aus seinem Stuttgarter Fahrradalltag.

    Susanne Scherz, die Leiterin der Stuttgarter Straßenverkehrsbehörde, erklärt: “Wir hatten uns damals blind auf die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen verlassen. Die sind der bundesweit anerkannte Minimal-Standard, nach dem Radwege in Deutschland geplant werden.” Heute müsse man anerkennen, dass das ein Fehler gewesen sei und man von Anfang an viel mehr selber gestalten müsse, als sich auf autogerechte Planungsvorgaben zu stützen. Nun freue sie sich über den neuen Stuttgart Standard, der auch über die Grenzen Stuttgarts hinaus das Radfahren einfacher und sicher machen werde. “Wir haben uns damit nicht leicht getan. Die Formulierung haben uns alles abverlangt” erzählt sie von den intensiven Runden mit Gemeinderat und sachkundigen Einwohnerinnen. “Aber so ist das nun mal, wenn wir für alle das beste wollen und nicht einfach nur Radwege, die ausschließlich dem Autoverkehr nützen.” Das sei gelungen und sie ist sicher:  “Vom Stuttgart Standard werden auch Karlsruhe und Freiburg profitieren!”.

    https://twitter.com/Lomovogt/status/1242823260456259584

    Bei den Grünen hingegen gibt man sich zerknirscht. Dr. Christine Lehmann, die den Radentscheid von Anfang an als Stadträtin und Bloggerin begleitete, sagte frisch in die Videokonferenz eingewählt “Es wäre tatsächlich mehr drin gewesen. Das muss man sich mal vorstellen: vor einem Jahr haben uns über 35.000 Menschen mit dem Radentscheid einen ganz klaren Auftrag gegeben und das beste was wir bisher auf die Straße gebracht haben ist etwas Farbe.” Der erst kürzlich für die Mercedesstraße beschlossenen Radstreifen sei so schmal, dass Radfahrende quasi vom Rad gepustet würden, wenn die Lkw dort mit 50km/h und mehr vorbei donnerten. Peter Pätzold, als Baubürgermeister zuständig für die Infrastrukturplanungen in Stuttgart, pflichtete ihr bei “wir machen jetzt alles anders und besser. Noch bis Ende 2019 werden wir 20 Fahrradstraßen einrichten! Und wenn das nicht mehr gelinge – immerhin hängen wir dem Zeitplan schon etwas hinterher – dann schaffen wir das auch trotz Corona in 2020.” Auf jeden Fall würden auf der Theodor-Heuss-Straße noch diesen Sommer beidseitig geschützte Radwege eingerichtet. Vier Meter sollen sie breit werden, “dann kann im Stadtzentrum mit nur noch geringem Ansteckungsriskio Fahrrad gefahren werden. Auch das Überholen ist dann kein Problem mehr.” Zum Schluss schaltet sich Veronika Kienzle, die Oberbürgermeisterinnenkandidatin der Grünen und aktuell Bezirksvorsteherin in Mitte, zu: “Peter, ich hab keine Lust, mich nach der Wahl noch um die Altlasten kümmern zu müssen!” Zielstrebig macht sie weiter: “ich will dann nicht meine Zeit mit ein paar Kilometern Radweg verschwenden. Ich will ein ganzes Netz von Haupt- und Nebenrouten, wie es in anderen Städten längst Standard ist. Und so, wie ihr es bereits 2009 im VEK2030 beschlossen habt. Woran hängt das eigentlich immer noch?” Ein besonderes Anliegen sei ihr Plan “nette Politesse” mit dem sie alle Falschparker auf Fuß- und Radwegen konsequent abschleppen lassen werde.

    https://twitter.com/vollekannette/status/1243091108026093568

    Von Seiten der öko-sozialen Fraktion die FrAKTION ist man weniger optimistisch. Christoph Ozasek legt Zahlen, Daten und Fakten vor. Man sehe deutlich, wie gefährlich das Radeln auf Stuttgarts Straßen sei. Für die Grünen im Brennstoffzellen-SUV mag das kein Problem sein, aber nicht jeder bekomme so ein Auto aus Untertürkheim gestellt. Andere müssten jetzt erst recht Rad fahren, immerhin würden die Kapazitäten in den Bahnen nicht annähernd ausreichen, um die Leute zur Arbeit zu bringen und Ansteckungen zu verhindern. Ein Lob für die Stadtverwaltung entglitt ihm in dem Zusammenhang dann doch. “Dass die Stadtverwaltung mal so schnell und proaktiv handelt habe ich in meinen bald sechs Jahren als Stadtrat nicht erlebt”. Hannes Rockenbauch schlägt noch vor, das Überholverbot für Radfahrende auch auf Autobahnen anzuwenden, das würde letztendlich dazu beitragen den Welttreibhausgasausstoß zu reduzieren.

    In eine ähnliche Kerbe schlagen Martin Körner – auch er kandidiert für das Oberbürgermeisteramt – und Lucia Schanbacher, die radpolitische Sprecherin der SPD. Es kann nicht sein, dass Leute, “die jetzt weiter schaffen müssen und sich keinen dicken Daimler leisten können, stets damit rechnen sollen auf dem Weg ins Geschäft vom Rad geholt zu werden, weil einige Öko-SUV-Fahrer auf ihren Wegen vom Bäcker zurück ins Home Office nicht aufmerksam genug sind.” Körner erwähnt noch, dass er einer der ersten war, die geschützte Radwege für Stuttgart forderte. Technikbürgermeister Thürnau habe schon den Bauarbeiterhelm auf und den Spaten in der Hand, um endlich loszulegen. “Das,” ergänzt Schanbacher “wäre dann auch eine Lösung nicht nur für die Arbeiter, sondern auch für alle Kinder auf dem Weg in die Schule und in die Kita.”

    Für die Stadtisten und die Fraktion PULS meldet sich Katharina Doedens zu Wort. Sie fürchtet, dass sie mit den Überholverboten, die nur für Kfz gelten, auf ihrem Rennrad hinter den lahmenden Autos festhängen wird. Auf den Radwegen sind dann die langsamen Radfahrer unterwegs. “Ich finde es klasse, dass immer mehr Menschen aufs Rad finden und damit Stuttgart noch lebenswerter machen” freut sie sich. Nur dann würde es für schnelle RadlerInnen noch schwerer an den Autostaus vorbeizukommen. “Aber was soll man machen? Sicherheit geht vor. Das gilt selbstverständlich auch für Radfahrer.” Ihre Wählervereinigung debattiere derzeit, ob man das Problem nicht unkompliziert lösen könne, indem man einfach Autos in Stuttgart verbiete oder ob es sinnvoller sei, Autos nur noch halb so breit zuzulassen. “In den Autos sitzt selten mehr als eine Person und zu zweit kann man auch gut hintereinander fahren.” Wer mal ein Tandem gesehen habe, wüsste das. “Und wenn die Autos nur noch halb so breit wären, dann ist das Überholen mit 1,5 Metern Sicherheitsabstand selbst an Engstellen wie im Kaltental kaum noch ein Problem”.

    Hinten in der äußersten Ecke des Videokonferenzraums steht jemand auf und verschüttet dabei brauen Soße von einem Teller Spätzle. Sibel Yüksel, Fraktionsvorsitzender der FDP, schreitet ein und klärt ruhig und sachlich auf “Nazis raus!”, dann bricht die Verbindung zur Videokonferenz ab. Der Stream wurde gekapert. “Das Passwort war offenbar zu leicht zu knacken!” Im Bild sind nun in Lycra gekleidete Gestalten. Sie tragen bunte Neonwesten und Fahrradhelme mit Lampen und Kameras bestückt. Sie verschränken die Arme und gucken böse. “Vielen Dank und einen wunderfröhlichen 1. April wünschen die pazifistischen Kampfradler vom Zweirat!” dann stürzt das Internet ab.

    Zum Hintergrund

    Hier beschreibt das Bundesverkehrsministerium alle anstehenden Änderungen in der StVO:
    https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/K/stvo-novelle-bundesrat.html

  • Pressemitteilung – Provisorische Radinfrastruktur für Stuttgart

    STUTTGART Der Radentscheid Stuttgart und der ADFC Stuttgart fordern den Gemeinderat der Stadt Stuttgart auf, an den mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen je einen rechten Fahrstreifen, ab sofort temporär, für die Dauer der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg, in einen Radfahrstreifen umzuwidmen. Andere Städte wie z.B. Berlin tun das bereits, um Menschen eine sichere Fortbewegung zu ermöglichen.

     

    „Gegen die Corona-Pandemie müssen jetzt drei Dinge geschehen. 1. Ausbreitung verlangsamen, 2. Kapazität im Gesundheitssystem steigern, 3. zusätzliche Belastungen der Krankenhäuser reduzieren.” zählt Thijs Lucas vom Radentscheid Stuttgart auf, “Radfahren ist dafür eine einfache und sichere Möglichkeit, wohnortnah mobil zu sein, sich dabei zu bewegen und sportlich zu betätigen.” Der Stuttgart Standard, ein mit den Stuttgarter  Fahrradinitiativen, dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung abgestimmter Mindeststandard für Radverkehrsprojekte, würde den nötigen Abstand zu anderen Menschen durch breite Radfahrstreifen ermöglichen.

    Sind die Menschen auf den für sie weiterhin erforderlichen Wegen mit dem Rad unterwegs, ergibt sich ein geringeres Ansteckungsrisiko als bei einer Fahrt im öffentlichen Nahverkehr oder mit mehreren Personen im Auto. „Wenn so viele Menschen wie möglich Radfahren, schützen sie die Personen, die auf den Nahverkehr besonders angewiesen sind. So müssen sie nicht so dicht gedrängt zusammen sitzen oder gar stehen“, fügt Frank Zühlke vom ADFC Stuttgart hinzu. Wegen der aktuellen Schließung zahlreicher öffentlicher und privater Betriebe für den Publikumsverkehr seien wesentlich weniger Menschen mit dem Auto unterwegs. Im Gegenzug nutzen mehr Menschen das Fahrrad oder gehen zu Fuß. Der ADFC Stuttgart wertet die Daten der Stuttgarter Radverkehrszählstellen regelmäßig aus und zeigt für Mitte März bereits einen Anstieg um 25% im Vergleich zum Vorjahr. “Daher halten wir eine zügige Trennung von Naherholung und Pendlerverkehr besonders im Schlossgarten für dringend geboten” so Zühlke. Dies könne vor allem durch die auf B27 und B14 freigewordenen Verkehrsräume erreicht werden, ergänzt er.

    Dass nun mehr Fahrrad gefahren wird, hat auch Christina Müller beobachtet, die das Rathaus als stellvertretende sachkundige Einwohnerin des Radentscheid Stuttgart berät. “Ich fahre ja nicht erst jetzt mit dem Rad, momentan aber dreimal so weit wie sonst, und habe festgestellt: Man lächelt oder nickt sich von Radfahrer_in zu Radfahrer_in nun öfter mal solidarisch zu” erlebt sie auch positives. Normalerweise fährt sie von Stuttgart-Ost mit dem Rad zum Hauptbahnhof und von dort bis Ditzingen mit der S-Bahn zur Arbeit. Jetzt radelt sie die gesamte Strecke. “Wer durch Feuerbach will, kommt um die B295 praktisch nicht herum – die hat bestenfalls einen stellenweise breiteren, für Räder freigegebenen Gehweg, von echter Radinfrastruktur ganz zu schweigen.” Michael Schenker bemerkt auf Twitter, dass zwar weniger Autos fahren, diese dafür aber schneller und mit weniger Rücksicht beim Überholen unterwegs seien: “Es sind weniger KFZ geworden. Das erhöht die Durchschnittsgeschwindigkeit. Rasen und posen ist wieder salonfähig und Überholabstand scheint komplett vergessen zu sein.”

     

    Breite und sichere Radwege sind wichtig – um das Abstandhalten zu anderen Personen zu ermöglichen, aber auch, um die Unfallzahlen so gering wie möglich zu halten, damit das Gesundheitssystem seine Kapazitäten in die Behandlung von Patienten mit Covid-19 und anderen akuten Erkrankungen investieren kann. Deshalb solle je ein rechter Fahrstreifen aller mehrspurigen Straßen in Radwege nach dem Stuttgart Standard umgewandelt werden. Hier die wichtigsten Straßen:

     

    • B14 zwischen Cannstatter Wilhelmsplatz und Marienplatz
    • Theodor-Heuss-Straße, Rotebühlstraße und Rotenwaldstraße
    • B27 Friedrichstraße, Heilbronner Straße über Pragsattel bis zur Ludwigsburger Straße
    • Arnulf-Klett-Platz, Schillerstraße
    • Kriegsbergstraße, Holzgartenstraße
    • Pragstraße
    • B295 zwischen Pragsattel und Tunneleinfahrt in Feuerbach
    • Mercedesstraße
    • Talstraße
    • Neue / Obere Weinsteige
    • Pischekstraße, Jahnstraße bis Ruhbank

     

    Temporäre Radfahrstreifen können mit herkömmlichem Material zur Verkehrssicherung von Baustellen binnen weniger Stunden eingerichtet werden. Gelbe Fahrbahnmarkierung, Leitbaken und Leitschwellen zum Schutz vor falsch abgestellten Kraftfahrzeugen sind kurzfristig über die städtischen Bauhöfe und Fachfirmen verfügbar. Vorbilder findet der Vorstoß in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, wo kurzfristig 117 km neue Radverkehrsführung im Hauptstraßennetz geschaffen wurden, in Mexico City sowie in Berlin. In der deutschen Hauptstadt wurde im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg der erste temporäre Radfahrstreifen nach kolumbianischem Vorbild dem Verkehr übergeben.

    Da sich in Berlin bereits zeigt, dass selbst Radwege zum Seuchenschutz zum Falschparken missbraucht werden, hält die Initiative Radentscheid Stuttgart eine Überwachung durch die Polizei Stuttgart und die Straßenverkehrsbehörde der Stadt Stuttgart für notwendig, um möglichen Missverständnissen und Uneinsichtigkeiten von Falschparkern vorzubeugen.

     

    Verweise:

    Pilotprojekt für temporäre Radfahrstreifen während Corona-Krise

    Pressemitteilung vom 25.03.2020, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin

    https://www.berlin.de/sen/uvk/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.911916.php

    Regelplaene_Radverkehrsanlagen aus Berlin

    Fotos der neuen Radverkehrsführung in Berlin auf Twitter

    https://twitter.com/SenUVKBerlin/status/1242859043716202498

    Radeln gegen Corona und für die Gesundheit

    https://www.tagesspiegel.de/sport/liveblog/tagesspiegel-fahrradblog-radeln-gegen-corona-und-fuer-die-gesundheit/19996818.html

    Bogotá verwandelt Straßen in Fahrradwege

    Spiegel Online vom 22.03.2020

    https://www.spiegel.de/auto/corona-fahrraeder-duerfen-in-bogota-pkw-fahrspuren-nutzen-a-b9a4f78e-4a91-450e-a14d-63b37807b19a

    Temporäre Radfahrstreifen in Mexico City

    https://twitter.com/AlcaldiaMHmx/status/1242579727333748737

     

    Download der Pressemitteilung als PDF

  • Radentscheid Stuttgart prangert gefährliche Unfallkreuzung in Stuttgart-Ost an

    Am Montag, dem 20. Januar 2020, um 16:30 Uhr wird der Radentscheid Stuttgart mit einem Fahrrad-Flashmob auf die für Radfahrende gefährliche Verkehrsführung an der Kreuzung Klingenstraße / Talstraße im Stuttgarter Osten aufmerksam machen. Die Bürgerinitiative fordert die Stuttgarter Politik und Verwaltung auf, die Kreuzung (sowie vergleichbare Knotenpunkte) unverzüglich für Rad- und Fußverkehr sicherer zu machen. Am Mittwoch, dem 22.1., wird ein entsprechender Antrag der Fraktion PULS im Bezirksbeirat Ost diskutiert werden.

    Die bisherige Verkehrsführung dort dient primär der Leichtigkeit des Autoverkehrs, Radfahrer_innen werden aber insbesondere durch abbiegende Autos, die ihnen die Vorfahrt nehmen, tagtäglich gefährdet. „Der Gemeinderat hat mit dem Zielbeschluss versprochen, die Sicherheit der Radfahrenden zu verbessern und Unfallursachen in der Infrastruktur so schnell wie möglich zu beseitigen. Die Stadt muss dringend handeln, bevor an dieser Kreuzung der erste Mensch zu Tode kommt“, sagt Christina Müller von der Initiative Radentscheid Stuttgart.

    Hintergrund: zwei verletzte Radfahrer_innen in drei Wochen

    Am 3. Dezember 2019 gegen 23 Uhr wurde eine Stuttgarter Radfahrerin beim Überqueren der fraglichen Kreuzung von einem linksabbiegenden Auto angefahren und schwer verletzt. Die Stuttgarter Medien berichteten (https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110977/4458991). Nur wenige Wochen zuvor war an derselben Stelle ein 65-jähriger Radfahrer bei einer Kollision mit einem rechtsabbiegenden Kfz leicht verletzt worden. (https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110977/4442925) Tagtäglich entstehen an dieser vielbefahrenen Kreuzung untragbare Gefahrensituationen für Radfahrende. Von 2016 bis 2018 hat es laut Unfallatlas dort bereits vier weitere Unfälle mit Fahrradbeteiligung gegeben.

    Der Stuttgarter Gemeinderat hat sich in seinem Zielbeschluss zur Fahrradstadt vom Februar 2019 dazu bekannt, dass die Verwaltung die Infrastruktur an Unfallorten unverzüglich prüfen und verbessern muss, um die Sicherheit der Radfahrenden zu verbessern.

    „Es kann nicht sein, dass wir die Verwaltung erst auf solche Unfallkreuzungen hinweisen müssen und dann lapidar damit abgespeist werden, an der Stelle könne man leider nichts machen. Technisch gibt es viele Möglichkeiten. Aber verwaltungspolitisch hakt es“, betont Thijs Lucas vom Radentscheid Stuttgart. Die Bürgerinitiative fordert die Stadt daher dringend auf, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen. „Der Beschluss des Gemeinderats nimmt ganz klar die Verwaltung in Verantwortung und fordert Eigeninitiative bis zur Problemlösung ein. Eigentlich muss das ein Selbstläufer sein“, sagt Lisa Röthinger, die sich ebenfalls beim Radentscheid engagiert.

    Pressevertreter_innen sind sehr herzlich zum Ortstermin am 20.1. um 16:30 Uhr an der Kreuzung Klingenstraße / Talstraße sowie zur Bezirksbeiratssitzung Stuttgart-Ost am 22.1. um 18:30 Uhr eingeladen.

    Rückfragen bitte an

    Christina Müller (Radentscheid Stuttgart) mobil: 0176/84171410

  • Baustelle Birkenwaldstraße

    Baustelle Birkenwaldstraße

    Die Stadt baut mal wieder. Diese Baustelle ganz oben an der Birkenwaldstraße, kurz vor der Kunstakademie hat unsere Aufmerksamkeit angezogen. Prinzipiell ist eine Spur gesperrt, die übrige Spur wird mit einer Ampelschaltung im Wechselverkehr geregelt. Soweit nichts besonderes, das passiert öfters.

    Was hier aber echt sonderbar ist: Das Geh- und Radweg-Schild fast nicht sichtbar hinter der Ampel, mit dem grünen Pfeil markiert. Es gibt eigentlich Regeln dafür, wie man Schilder aufstellt, die in der Verwaltungsvorschrift zur StVO niedergeschrieben sind. Dort kann man buchstäblich lesen: „Verkehrszeichen sind gut sichtbar [….] anzubringen“ (und vermutlich nur für den Fall gedacht, dass man da irgendwie echt nicht selbst drauf kommt).
    Scheinbar kennt niemand der oder die dafür bei der Stadt Stuttgart dafür verantwortlich ist, diese Regeln.

    Und natürlich ist ein Baustellen-Fahrzeug nicht weit und parkt mitten auf diesem Geh- und Radweg. Weiter hinten sieht man noch anderes Zeug auf dem Weg stehen und der Schilder-Fuß des blauen Schildes ist eigentlich auch im Weg. Das kann man doch alles nur so machen, wenn man bestenfalls Radfahrer:innen und Fußgänger:innen vollständig ignoriert oder sie absichtlich schikanieren will.
    Was das Umleitungsschild hier soll ist unklar. Was es auf dem Geh- und temporären Radweg soll, ist erst recht rätselhaft. Man könnte es problemlos auf die gesperrte Spur stellen. Schließlich gilt es auch für den KFZ-Verkehr und nicht für die Fußgänger:innen.

    Nur wenige Meter nach diesem Schild ist wieder einer dieser so typischen Falschparker in Stuttgart. Wie soll man dort noch vernünftig vorbeikommen? Soll hier wieder die alte Regel „Absteigen und schieben“ greifen?

    Egal, wann man dort vorbeikommt, dort parkt eigentlich immer jemand.

    Wenn man dort vorbei ist wartet gleich die nächste Schikane auf die Radfahrer:innen. Hier ist ein Bordstein mitten auf dem Weg. Natürlich passt man als Radfahrer:in auf, weil man solche Problemstellen aus der ganze Stadt kennt und man es leider nirgendwo nur gemütlich rollen lassen kann. Wäre eine solche Stufe auf irgend einer Fahrbahn, wo auch Autos fahren, die Straße wäre sofort gesperrt, man arbeitete „mit Hochdruck daran“ (Quelle) und innerhalb weniger Tage, wenn nicht Stunden, wäre das Problem gelöst. Bei Radverkehr interessiert sich niemand für problematische Stellen, ganz im Gegenteil, sie werden absichtlich und vorsätzlich erschaffen.
    Wenn man hier herumgekurvt ist, hat man nur noch vier Bordsteinkanten im Weg und man freut sich schon, dass es abgesenkte Bordsteine sind. Wir erinnern uns, dass die Stadt das auch ganz anders kann und Radweg über hohe Bordsteine legen kann.

    Überraschung! Unsere Umleitung führt uns jetzt direkt in die Baustelle rein. Hier wurde die oberste Schicht des Asphalts abgefräst. Fräskanten und Haufen voller Asphalt-Reste sind jetzt unsere Hindernisse.

    Und auch hier wieder ein Falschparker von der Baufirma. Man kann jetzt probieren, ob man gerade noch auf dem schmalen Platz vorbei kommt, der dankenswerterweise noch freigelassen wurde. Dabei wird man wohl noch über den recht hohen Schachtdeckel fahren müssen – aber auch das kennt man zu genüge aus der Stadt.

    An einem anderen Tag steht ein Auto vom Tiefbauamt auf diesem Geh- und Radweg. Es ist unerklärlich, wie die Mitarbeiter:innen der Stadt bei mehr als genug freiem Platz dennoch irgendwie auf den Wegen von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen parken müssen. Gibt es eine Anweisung bei der Stadt, die so etwas vorschreibt? Eine andere Erklärung ist auch mit Phantasie schwer zu finden.

    Dann haben wir es schon geschafft und könnten ungestört auf dem Gehweg weiterfahren. Aber nebenan sind zwei gut ausgebaute Fahrspuren in unsere Richtung. Wir fahren also den hohen Bordstein runter, lassen den Fußgänger:innen ihren Weg und hoffen, dass uns im Autoverkehr nichts passiert.

    Nach dem ersten Mal auf dieser abenteuerlichen Alternativ-Route beschließen wir, dieses blaue Schild in Zukunft zu ignorieren, auch wenn man dadurch die Ampel sparen könnte. Wir werden weiterhin auf der Straße fahren, wo es keine Falschparker, keinen aufgerissenen Asphalt, keine Haufen, keine Bordsteine oder sonstige Kanten gibt!
    Bei all der Aufregung haben wir gar nicht mehr darauf geachtet, wie es wohl für die andere Richtung gelöst war.

    Stuttgart hat noch einen sehr weiten Weg, um von dem Status Autostadt wegzukommen.