Kategorie: Allgemein

  • Stuttgart sei „tendenziell positiv“

    Stuttgart sei „tendenziell positiv“

    Der ADAC hat einen bundesweiten Test durchgeführt und dabei angeblich festgestellt, dass die Radfahrsicherheit an Kreuzungen und Einmündungen in Stuttgart „tendenziell positiv“ abschneide; mehr dazu gibt es hier.
    An diesem Testverfahren gibt es natürlich mehrere Kritikpunkte.

    • 13 Routen in der Großstadt zu testen ist auf jeden Fall deutlich zu wenig; besonders wenn diese Routen nicht mal fünf Kilometer lang sind. Das ganze Straßennetz in Stuttgart hat 1500km (Quelle), es gibt 23 Stadtbezirke. Da sind diese 13, relativ kurzen Routen sicherlich kein repräsentativer Querschnitt.
    • Sich lediglich auf Kreuzungen und Einmündungen zu konzentrieren ist viel zu wenig. Was bringt es mir, wenn ich über eine handvoll Kreuzungen halbwegs sicher fahren kann, wenn es danach nicht mehr weitergeht, der Radweg plötzlich endet (wie z.B. auf der Theo-Heuss-Straße) oder ich überhaupt keine Möglichkeit habe, ungefährdet bis zu diesen angeblich sicheren Abschnitt komme.
    • Im engen Stuttgart mit einigen Straßen, die z.B. durch die Straßenbahn nur einspurig zu befahren sind, kommt ein weiterer relevanter Punkt dazu: ungenügender Überholabstand. Sei es z.B. auf der Neckarstraße, der Hackstraße, Bebelstraße oder dem Kaltental – überall hier wird teilweise ohne Rücksicht auf die Radfahrenden überholt, obwohl überall dort ein „faktisches Überholverbot“ gilt.

    Das erste positive Beispiel, das der ADAC in seinem Beitrag nennt, ist die Altenburger Steige (OpenStreetMap). Wie dies zu einer repräsentativen Strecke auserkoren wurde, bliebt schleierhaft. Im etwa 4km-Radius kommt man höchstens von Bad Cannstatt dorthin. Vor Kurzem war ein Teil dieser Radspur noch zugewachsen. Die komplette Strecke ist lediglich durch einen, auf die Straße gemalten weißen Streifen „geschützt“, was in Belgien schlicht „Mordstreifen“ genannt wird. Farbe bietet einfach keinerlei Schutz. In den Serpentinen nutzen die Autos gerne mal etwas mehr Platz als nötig und fahren dann auf den Schutzstreifen, um bei auftauchenden Radfahrern mit quietschenden Reifen doch noch auszuweichen.
    Vermutlich wurde diese Strecke lediglich danach ausgewählt, weil es eine der wenigen ist, auf der halbwegs ausreichend Platz für legale Überholvorgänge mit genügend Abstand vorhanden wäre.

    Danach kommen zwei Bilder von der Auffahrt auf den Pragsattel. Diese erste Parkplatz-Ausfahrt ist zwar rot markiert, aber vermutlich musste jede*r Fahrrad-Pendler*in auf dem täglichen Weg hier schon mal Notbremsen, um trotz roter Farbe nicht umgefahren zu werden. Farbe schützt einfach nicht, niemals. Ein halbwegs vernünftiger Schutz wäre vorhanden, wenn man diesen Überweg (und alle weiteren) durch steile Rampensteine aufpflastert und den querenden KFZ-Verkehr so zu niedrigen Geschwindigkeiten zwingt.
    Dass hier mal wieder ein Poller in der Mitte des geteilten Geh- und Radweges steht, ist auch nicht optimal, aber aufgrund der Autofahrer-Mentalität leider nicht zu verhindern. Leider allzu typisch für Stuttgart ist diese widersprüchliche Beschilderung: Radweg – oder nur Rad frei? Auf jeden Fall darf das „Fahrrad verboten“-Schild ganz links in Stuttgart nicht fehlen. So lax wie die Stadt mit den Geh- und Radwegen umgeht, so konsequent verbietet sie das Radfahren auch.

    mal wieder gesperrt
    Diese rote Farbe ist der Stadt auch gar nicht so wichtig. Wochenlang war ein weiterer Übergang nicht richtig angemalt. Auch hier, wie an jeder anderen Ein-/Ausfahrt, kennt jede*r Radfahrer*in die Notbrems-Situation. Autofahrer*innen achten hauptsächlich auf den vorbeirauschenden KFZ-Verkehr und schauen nur auf eine auftauchende Lücke. Da bleibt keine Aufmerksamkeit übrig, um zusätzlich noch auf Radfahrende zu achten. Erst recht nicht, wenn sie relativ schnell den Berg runtergefahren kommen. Als Pseudo-Lösung wurden einfach in bester Victim-Blaming-Manier solche „Vorsicht!“-Schilder aufgestellt. Zur Erinnerung: Jede*r Radfahrer*in hat hier Vorfahrt und eigentlich müssten die querenden Autos hier Vorsicht walten lassen!
    Alleine die Existenz solcher Schilder ist schon ein Indiz dafür, dass dieser Radweg in einer Untersuchung von sicheren Kreuzungen und Einmündungen bestimmt nicht als Positiv-Beispiel genannt werden kann.

    perfekt ausgeschildert
    Oft ist es auch so, dass ein Auto auf diesen roten Markierungen steht und den Radverkehr behindert. Entweder hier bei der Waschanlage, bei den diversen Parkplatz-Ausfahrten oder auch bei der Tankstelle im weiteren Verlauf.

    Am Besten ist es aus Sicht der Stadt offenbar einfach, wenn man das Radfahren auf diesem „tendenziell positiven“ Radweg ganz verbietet, Zu-Fuß-gehen auch gleich. Und natürlich wird in dem Fall keine der vielen „wertvollen“ KFZ-Spuren als Umleitung genutzt. Sondern man soll mit dem Rad diese vielspurige Straße überqueren, durch Drängelgitter und mehrere Bettelampeln an den Verkehrsinseln. Und am Ende der Umleitung dann wieder genauso zurück.

    mal wieder gesperrt
    Ignoriert man das Verbot und schaut sich das genauer an, stellt man fest, dass die Radwege in Stuttgart einfach nur Verfügungsmasse für alles mögliche sind. Ernst genommen werden Radfahrende scheinbar nicht. Verfügungsmasse
    Auch hier ist mal wieder ein Gehweg ausgeschildert, Keiner weiß warum, weit und breit ist nichts zu sehen.
    Auch nicht mehr allzu gut zu sehen ist hier die rote Farbe bei der Einfahrt.

    es ist wirklich ein Gehweg
    Das mit dem Gehweg meinen die manchmal echt penetrant ernst. Hier auf der anderen Seite.es ist halt nur ein Gehweg
    Was in Stuttgart natürlich auch nie auf einem Radweg fehlen darf, sind Falschparker, in dem Fall von der SSB.und natürlich auch ein Parkplatz
    Und hier durch einen Autotransporter. Wer schon mal probierte, die Fahrer auf dieses Fehlverhalten anzusprechen oder auch nur einen solchen blockierten Radweg fotografierte, wird die Situation kennen, dass man wüst beschimpft und mit Gewalt bedroht wird. Dabei gäbe es direkt daneben vier breite Fahrspuren.

    blockiert durch Autotransporter
    Was jetzt im Spätsommer vielleicht auch noch nicht so auffällt: Schnee und Eis. Es wird wieder ein Winter kommen und dann sieht man wieder genau, welche Prioritäten die Stadt Stuttgart setzt. Die bis zu elfspurige Bundesstraße ist jederzeit in einem perfekt geräumten Zustand, der Gehweg ebenfalls, wenn auch nicht immer sofort. Nur um Radwege wird sich nicht gekümmert.verschneiter Pragsattel im Winter
    Als kleines Rätsel zwischendurch: Überlegt mal, wie diese Litfaßsäule wohl mit neuen Plakaten versehen wird? Als kleiner Tipp: sie öffnet sich natürlich in Richtung des Radweges.

    So kann man bestimmt jeden einzelnen dieser „tendenziell positiv“ getesteten Radwege genauer analysieren.
    Positiv werden im ADAC-Bericht auch Querungshilfen genannt. Das kann für Anfänger im Straßenverkehr nützlich sein, als erfahrene*r Radfahrer*in will man diese aber nicht zwingend. Zum Beispiel hat man am Charlottenplatz bei einem bestimmten Abbiegevorgang sieben nicht abgestimmte Ampeln zu überqueren. D.h. man steht an sechs solcher Mittelinseln, während der KFZ-Verkehr nur eine einzige Ampel überwinden braucht.

    Aber auch viele andere Straßen in Stuttgart sind kritisch, hier kommt die Kessellage hinzu. An abschüssigen Straßen sind Radfahrer*innen relativ schnell und werden eher übersehen.
    Dazu kommt, dass in eigentlich allen Wohngebieten die Kreuzungen vor allem abends zugeparkt sind und somit die Sichtbeziehungen gestört sind. Hier kann man beispielhaft die Augustenstraße oder die Burgstallstraße nennen.
    Auch Fahrradweichen, wie z.B. am Wilhelmsplatz oder auf der Robert-Koch-Straße in Vaihingen, werden in Fahrrad-Nationen schon längst nicht mehr so geplant und gebaut.

    Das absolute Negativ-Beispiel für Radwege über Ein-/Ausfahrten ist die Hauptradroute an der Holzstraße. Es gibt eine Tiefgaragen-Einfahrt, in der schon mehrere Unfälle passiert sind. Es steht eine Litfaßsäule mitten im Weg und zusätzlich gibt es mit der Dorotheenstraße noch eine querende Straße, die völlig unnötig ist. Sie wird nur vom Parkplatzsuchverkehr und als Schleichweg genutzt, um die Ampel am Charlottenplatz zu vermeiden. Nur wenige Meter auf der Fahrradstraße weiter ist die Kreuzung am Tagblatt-Turm. Prinzipiell ist das nur eine Parkhaus-Einfahrt, sie ist jedoch vorfahrtsberechtigt gegenüber den Radfahrenden auf der Hauptradroute und einzigen Fahrradstraße Stuttgarts.

    Als Fazit kann man sich als Alltagsradler nur darüber wundern, wie der ADAC die Situation in Stuttgart als „tendenziell positiv“ bewerten kann. Stuttgart macht durch seine fehlende und lückenhafte Fahrrad-Infrastruktur und die Mentalität (einiger) Autofahrer*innen vielen Radfahrer*innen Angst. Viele steigen aus dem Grund überhaupt nicht aufs Fahrrad. Diese Rückmeldungen haben wir bekommen, als wir für den Radentscheid bei jeder Gelegenheit Unterschriften gesammelt haben. Wie der ADAC nun ein solches Urteil fällen kann, ist völlig unklar.
    Dass in Stuttgart bisher zum Glück nicht allzu viel passiert und auch wenige schlimme Unfälle vorkommen, liegt definitiv nicht an sicherer Fahrrad-Infrastruktur. Das liegt leider daran, dass nur wenige Leute Rad fahren und diese entweder erfahren sind und/oder einfach sehr viel mehr Rücksicht nehmen, als es eigentlich nötig wäre.

  • Radiobeitrag über die Wegeheld-App

    Im Verlauf der Zeit haben wir uns beim Zweirat schon öfters mit der Wegeheld-App beschäftigt. Damit kann man sehr einfach störende Falschparker*innen melden, dazu braucht es nur wenigen Klicks auf dem Smartphone. Die App selbst vermerkt diese dann auf ihrer eigenen Karte, wodurch die Falschparker-Schwerpunkte gut visualisiert sind. Darüber hinaus hat man die Möglichkeit, eine standardisierte Nachricht an das Ordnungsamt der jeweiligen Stadt zu schicken.

    Das ganze Thema Falschparken und wie verschiedene Städte damit umgehen, wurde nun in einer „Hintergrund“-Sendung beim DLF aufgegriffen und am 21. August um 18:40 ausgestrahlt. Es gibt eine schriftliche Aufzeichnung davon auf der DLF-Seite, zusätzlich ist der Beitrag dort auch direkt beim Startbild zum Nachhören verlinkt.

    Während in Stuttgart das Ordnungsamt diese Meldungen lieber nicht haben will und zusätzliche Hürden vor die Bearbeitung einbaut, hört man von anderen Städten, dass sie recht froh um diese Unterstützung sind. In dem Beitrag wird das fast genau gleichgroße Düsseldorf als Positivbeispiel genannt, Stuttgart hingegen meint, dass es alleine die hoheitliche Aufgabe hat, sich um Falschparker*innen zu kümmern und dabei keine Hilfe benötigt; 800.000 Strafzettel im Jahr 2017 (die Zahl steigt jährlich) oder der Hashtag #stuttgartparktfair auf Twitter sprechen jedoch eine ganz andere Sprache.
    Die Bürgermeisterin von Tübingen kommt auch zu Wort, jedoch nennt sie das so typische, sowohl Falschparker-schützende als auch falsche Argument, dass ein Auto erst drei Minuten stehen muss, bevor es ordnungswidrig parkt. Die Straßenverkehrsordnung nennt im §12 Parken allerdings eindeutig, dass „Wer sein Fahrzeug verlässt […] der parkt.“ Das ist auch sinnvoll, denn wenn man so einem behindernden Auto ausweichen muss, dauert es nicht drei Minuten, bis an einer solchen Stelle evtl. etwas passieren könnte – es kann nur eine Sekunde sein, die über einen Unfall entscheidet. Im schlimmsten Fall über Leben und Tod eines*r Radfahrer*in, z.B. weil die anrollende Person durch das falschparkende Auto nicht gesehen werden konnte. Ein solch falschparkendes Auto auf dem Gehweg kann für Rollstuhlfahrer*innen zur Sackgasse werden und auch Fußgänger*innen, evtl. mit Kinderwagen, werden dadurch behindert.

    Ob parkende Autos einen abgelaufenen Parkschein haben oder durch ungeschicktes Parken gleich zwei Parkplätze auf einmal belegen, hat von uns noch niemand moniert. Wir werden uns aber weiterhin dafür einsetzen, dass die Regelungen der StVO dort eingehalten werden, wo es eine Behinderung und/oder eine Gefahr für die schwächeren Verkehrsteilnehmer ist: wo auf Radwegen und Radstreifen geparkt wird, wo in Kreuzungsbereichen die Sichtachsen zugestellt werden, dass wir als Radfahrende kaum noch gesehen werden können und wo Fußgänger*innen nur noch mit Problemen von der einen auf die andere Straßenseite gelangen können, wo Autos (auch) tagelang auf Gehwegen und in Brandschutzzonen stehen, usw. Und wir hoffen dabei, dass sowohl die Polizei Stuttgart als auch das Ordnungsamt der Stadt Stuttgart bald unsere Ansicht teilt und dann auch mal endlich aktiver wird, anstatt immer nur jedes zweite Jahr eine weitere, nutzlose Kampagne zu starten.

  • Gleichberechtigung?

    Gleichberechtigung?

    Bei den Diskussionen in Stuttgart zur Aufteilung des Verkehrsraums kommt meist früher als später das Argument, dass man den Radverkehr bloß nicht bevorzugen dürfe. Selbst diese Ansicht ist mehr als fraglich, wird aber so meist kommentarlos hingenommen. Viele Städte versuchen schon seit Jahren dem Radverkehr (und nebenbei auch dem Fußverkehr) seinen Platz zu geben und schränken dafür den MIV (motorisierten Individualverkehr) ein. Das funktioniert nach ersten Widerständen immer sehr gut. Auf diese Erfahrungen will die Stadt Stuttgart jedoch nicht bauen, sie zementiert weiterhin den Status Quo: einen durchwegs stark bevorzugten MIV – bei jeder sich bietenden Gelegenheit!

    Hier nur mal zwei Beispiele: Im Westen gibt es die Rötestraße. Dort wird dem Fußverkehr deutlich gemacht, dass er für die Stadt einfach nichts bedeutet und sich (wie so viel anderes) den parkenden Autos unterzuordnen hat. Während die meisten der dort parkenden Autos auf der Straße stehen, hat die Stadt zwei Parkplätze zur Hälfte auf den Gehweg eingezeichnet. Das oft gehörte Argument „Parkdruck“ greift hier nicht, da die Parkplätze auch problemlos auf der Straße sein könnten. Außerdem ist es in einer Stadt, wo die Zulassungszahlen für übergroße SUVs ständig stark steigen, hinfällig. An dieser Stelle sowieso, weil an der nächsten Kreuzung, etwa 100m weiter, ein Parkhaus mit freien Stellplätzen ist.

    offizielle Gehwegparkplätze
    offizielle Gehwegparkplätze im Stuttgarter Westen zum Nachteil des Fußverkehrs

    Ein anderes Beispiel, diesmal für (bzw. gegen) den Radverkehr, am Neckartor. Wenn man aus dem Park kommt, steht man an dieser Bettelampel und die Führung geht nach links. Dort kommt man jedoch im Gegenverkehr der dreispurigen Neckarstraße an und muss sich auf der kleinen Insel (beim grünen Blitz) aufstellen. Mit zwei Lastenrädern oder fünf bis sechs normalen Rädern ist diese Insel voll. Dann müssen sich die Radfahrer*innen in den Gegenverkehr oder auf die Straße stellen. Und das in einer Stadt die nach offiziellen Aussagen einen deutlich steigenden Radverkehrsanteil will und dies hier eine Abzweigung von der sogenannten Hauptradroute 1 ist. Auf dieser Insel gibt es keine Bettelampel, sie gibt einfach so nur bei jedem zweiten Umlauf dem Radverkehr grün, damit er endlich auf die nächste Insel rollen kann. Bei den zwei gelben Blitzen ist dann ein Bettelknopf, mit dem man hier grün anfordern muss.

    Ampelführung am Neckartor
    Ampelführung am Neckartor mit deutlichem Nachteil für den Radverkehr

    Drei Ampeln und mehrere Ampelumläufe später hat man dann diese Kreuzung überquert, die jede*r Autofahrer*in problemlos mit einer Ampel und langen Grünphasen auf drei Spuren in jeder Richtung passiert.

    Würde man in der Stadtverwaltung den Radfahrer*innen nicht immer das Gefühl geben müssen, dass sie Verkehrsteilnehmer dritter Klasse sind, könnte man das natürlich besser machen: Einen roten „Schutzstreifen“ (der natürlich nicht schützt, aber eben euphemistisch so heißt) direkt in die korrekte Spur aufmalen. Und dann die Ampel beim gelben Zickzack so umprogrammieren, dass der Radverkehr hier in einem Zug durchkommt. Da dies jedoch eine unmögliche Aufgabe ist, selbst für den selbsternannten „Ampelgott“, der bei der Stadt Stuttgart arbeitet, wäre die Alternative, an dieser Stelle vor der Ampel wenigstens Haltebügel anzubringen. Somit müssten die Radfahrer*innen dort wenigstens nicht absteigen.

    Dies sind nur zwei von vielen, vielen Beispielen aus der ganzen Stadt, wo Rad- und Fußverkehr systematisch benachteiligt werden. Etwas drastischer ist es bei „Radfahren in Stuttgart“ ausgedrückt: Verarschen kan ich mich selber!
    Wie man bei einer solchen Infrastruktur auch nur ansatzweise von der Bevorzugung des Rad- oder gar Fußverkehrs reden kann, leuchtet uns überhaupt nicht ein!

  • Hauptradroute 1 beim Landtag

    Hauptradroute 1 beim Landtag

    Vor Kurzem wurde der Behelfs-Radweg auf der Westseite des Landtages wieder zur Wiese zurückgebaut und die ursprüngliche Routenführung wieder hergestellt. Sie ist nun wieder auf der anderen Seite des Landtages. Dieser Radweg hat eigentlich nie richtig funktioniert. Obwohl das Ordnungsamt der Stadt Stuttgart dort täglich stand, liefen immer Fußgänger*innen auf diesem Weg und es wurde all die ganzen Jahre nicht ein einziger davon jemals mit einem Ordnungswidrigkeits-Bußgeld verwarnt.

    Als Radfahrer*in in der selbsternannten „Fahrradstadt Stuttgart“ wundert man sich über diese Führung doch sehr. Manche Bürger*innen, die noch nicht so lange in Stuttgart sind, kennen diesen Weg nicht mal. Nebenbei gesagt: Es ist nicht irgendein Feld- und Wiesen-Touristenradweg. Nein, es ist vielmehr die Hauptradroute 1 – die einzige, überwiegend fertig gestellte Hauptradroute hier in der Großstadt Stuttgart.

    Schon die Anfahrt zu diesem Stück Radweg ist abenteuerlich. Man muss über eine miserable Oberfläche mit Baumwurzeln, schief stehende Platten und fehlenden Steinen im Kopfsteinpflaster klar komme und die recht engen und schlecht einsehbaren Kurven um den Akademiebrunnen nehmen.
    Dann ist man auf dem wieder eröffneten Weg, auch hier ist Kopfsteinpflaster. Das passt nicht so recht zu einem Radweg.

    Kopfsteinpflaster so weit das Auge sieht
    Kopfsteinpflaster so weit das Auge sieht

    Nicht nur das Kopfsteinpflaster ist hier zu beklagen, auch die Schächte, die deutlich unter dem Nieveau der Oberfläche liegen, sind nicht Fahrrad-freudlich angelegt.

    Gullydeckel mitten auf der Fahrbahn
    Gullydeckel mitten auf der Fahrbahn

    Inzwischen merkt man auch, dass nicht nur das Kopfsteinpflaster an sich hier das Problem ist. Es ist vor allem der Zustand des Pflasters. Es sind sehr viele Steine kaputt oder schlicht zertrümmert.

    ein paar Steine im Pflaster sind kaputt
    ein paar Steine im Pflaster sind kaputt

    Oder sie fehlen gar komplett, was ziemliche Lücken hinterlässt.

    andere Steine fehlen im Pflaster komplett
    andere Steine fehlen im Pflaster komplett

    Mitten drin auf dem kurzen Stück sieht man eine weitere Baustelle. Wir sind keine Bauingenieure*innen, aber es sieht doch stark danach aus, dass hier eine weitere Querung über die Hauptradroute gebaut wird; mit High-Tech Pollern, die versenkbar zu sein scheinen.

    neuer Überweg mit High-Tech-Pollern
    neuer Überweg mit High-Tech-Pollern

    Ein paar weitere Meter im Verlauf kommt noch das für Stuttgart offensichtlich obligatorische Stück Schotter. Es ist zwar nur einen guten Meter lang, aber man fragt sich doch, was das nun schon wieder soll?

    noch ein Stückchen Schotterpiste
    noch ein Stückchen Schotterpiste

    Das Highlight ist dann eine mehrere Zentimeter hohe Bordsteinkante quer über den kompletten Radweg. Solange man das kennt und ein entsprechendes Fahrrad mit korrekt aufgepumpten Reifen hat, ist das nicht so schlimm. Hat man gerade mal etwas zu wenig Druck auf den Reifen, könnte man sich hier problemlos ein Durchschlags-Plattfuss („Snakebite“) zuziehen. Kinder in Lastenrädern, Anhängern oder Kindersitzen werden hier hart durchgeschüttelt.

    eine mehrere Zentimeter hohe Kante
    eine mehrere Zentimeter hohe Kante

    Am Ende dann noch ein Schild, das eindeutig besagt, dass das hier eben wirklich die Hauptradroute 1 („HRR 1“) war. Jetzt muss man nur noch die Ausfahrt des Landtags-Parkplatzes/Tiefgarage queren. Man sieht selbst nichts, weil dort das Kassenhäuschen direkt in der Sichtachse steht. Außerdem steht dort eigentlich immer ein Falschparker; es wäre ja nicht Stuttgart, wenn man Bilder ohne solche Falschparker machen könnte. Stichwort: #Stuttgartparktfair

    Gegenverkehr auf der Parkplatz-Ausfahrt
    Gegenverkehr auf der Parkplatz-Ausfahrt

    Auch von der Gegenrichtung aus ist man als Radfahrer*in natürlich nicht von den ausfahrenden Autos zu sehen. Abgesehen von den nicht einsehbaren Sichtbeziehungen ist der Fokus der Autofahrer*innen vermutlich eher beim Autoverkehr der achtspurigen Straße, auf den sie sich hier einfädeln wollen.

    absolut keine Sicht auf der Radweg
    absolut keine Sicht auf der Radweg

    Fährt man dann als Radfahrer*in bei Regenwetter auf der Hauptradroute weiter, muss man gut aufpassen, nicht auf dieses Metallgitter zu kommen. Das ist sehr rutschig, wenn die Oberfläche nicht ganz trocken ist und mal kann dann sehr einfach stürzen.

    super rutschige Gitter oder super holpriges Kopfsteinpflaster
    super rutschige Gitter oder super holpriges Kopfsteinpflaster

    Alles in allem kann man sagen, dass dieses Stück Radweg sehr weit weg von irgendwelchen Qualitätsstandards und einer Hauptradroute absolut unwürdig ist.
    Und ist zwar nicht so recht klar, wer hierfür jetzt zuständig ist. Aber sowohl das Land Baden-Württemberg versucht sich als „Fahrrad-freundlich“ zu positionieren, als auch die Stadt Stuttgart, die mit dem Zielbeschluss zu den Forderungen des Radentscheids jetzt sogar eine „Fahrradstadt“ werden will.

    Wie mit einer solchen grundsätzlich positiven Ausgangslage dann trotzdem eine solch miserable Lösung zustande kommen kann, bleibt ein Geheimnis!

  • Neckartor-Baustelle, Teil 2

    Neckartor-Baustelle, Teil 2

    Mit dieser katastrophalen Baustelle verhält es sich ein bisschen wie mit diesem Sprichwort, dass man nicht hinschauen kann, aber halt auch nicht wegschauen.
    Daher haben wir die Baustelle nochmal besucht und tatsächlich Änderungen festgestellt.

    An der Sperrbake ist nun mit Kabelbindern ein laminiertes Schild mit einem Fahrrad drauf und dem Spruch „Bitte Unterführung benutzen“ angebracht. Als erfahrene Baustellen-Radler fragen wir uns noch, ob das jetzt wirklich in die Unterführung gehen soll. Dort ist, wie wir schon gesehen haben, ja ein viel zu schmaler und zu steiler Gehweg.

    Unterführung, zum Ersten
    Unterführung, zum Ersten

    Und tatsächlich! Die Stadt (oder war es jemand anderes?) hat hier nochmal ein solches Schild angebracht. Jetzt allerdings mit dem Pfeil in die andere Richtung, direkt auf den Gehweg.

    Umleitung, tatsächlich auf dem Gehweg
    Umleitung, tatsächlich auf dem Gehweg

    So sieht also eine Verbesserung der miserablen Situation aus. Weder als Radfahrer*in noch als Fußgänger*in fühlt man sich so von der Stadt ernst genommen.
    Offenbar ist der KFZ-Verkehr das einzige, was in dieser Stadt zählt.

  • Neckartor-Baustelle

    Neckartor-Baustelle

    die Stadt Stuttgart probiert mal wieder ein neue Maßnahme aus, um den Luftschadstoffen Herr zu werden. Alle bisherigen Maßnahmen haben nicht so richtig funktioniert, die Mooswand vertrocknete, die CityTrees haben nur dem Hersteller genutzt, die Feinstaub-Kehrmaschinen machten hauptsächlich Lärm und auch Feinstaub, die Filtersäulen verbrauchen primär Strom und stehen auf den Gehwegen rum.
    Aber jetzt hat die Stadt den heiligen Gral gefunden: einen Straßenbelag, der den Feinstaub und die NOx-Belastung einfach so verschwinden lässt. Wie jede neue Technologie kommt es dem Laien wie Zauberei vor, aber die Profis der Stadt werden nach all den bisherigen Rückschlägen doch jetzt endlich mal die sprichwörtliche „Nadel im Heuhaufen“ gefunden haben.

    Was bei der ganzen Umbau-Maßnahme wieder komplett vergessen – oder vielleicht sogar absichtlich völlig ignoriert wurde: der Fuß- und Radverkehr. Ups, das kann in der Autostadt *hüstel* Sorry *hüstel* *räusper* Fahrradstadt, natürlich! Wir sind doch seit dem Radentscheid eine FAHRRADSTADT! Wie auch immer, das kann ja mal passieren.
    Wenn man aus dem Park in den Osten will, gibt es dort eigentlich eine Ampel über diese Bundesstraße mit sechs sehr breiten Spuren. Schlecht gemacht und schlecht geschaltet – aber man ist ja schon froh, wenn es in der Fahrradstadt Stuttgart wenigstens mal irgendetwas für den Radverkehr gibt. Jetzt aber nicht mehr, auf dem Radweg steht eine Sperrbake, zum Hohn hat man das Radwegschild natürlich schön sichtbar hängen lassen. Das „Fahrrad frei“ rechts davon hat man sicherheitshalber mal durchgestrichen. Nicht dass irgend so ein*e Radfahrer*in auf die Idee kommt, da lang zu fahren.

    Hier geht es nicht mehr weiter
    hier geht es nicht mehr weiter

    Von einer Umleitung ist weit und breit nichts zu sehen, der*die ortskundige Radler*in weiß, dass bei Ampel-Störungen die Unterführung zu nutzen ist. Zumindest gibt es ein Schild irgendwo hier, das so etwas vorschreibt. Bis vor Kurzem war diese Unterführung noch eine große Baustelle, man kam dort zwar rein, auf der anderen Seite aber nicht mehr raus.
    Inzwischen ist diese Baustelle einen Schritt fertiger und man soll jetzt mit dem Rad auf diesen Gehweg ausweichen. Fahren darf man dort ja offiziell nicht, also müsste man schieben. Wie viele Radfahrer*innen das machen, kann man vermutlich an einer Hand abzählen. Die Stuttgarter Baustellen-Lösung für Radfahrer „Absteigen und Schieben“ ist einfach keine Lösung und zeigt an eigentlich jeder einzelnen Baustelle in der Stadt, wie heillos überfordert die Stadtverwaltung mit den Anforderungen des Radverkehrs ist!

    Die Umleitung: ein Fußweg
    Die Umleitung: ein Fußweg

    Man kann jetzt nur hoffen, dass man in der engen Unterführung (dort unten ist nämlich auch, bzw. weiterhin eine Baustelle), die dazu gleichzeitig auch eine U-Bahn-Station ist, weder Leute umfährt, die unachtsam von einem Gleis zum nächsten hasten oder eine*n Rollifahrer*in, bzw. eine*n Kinderwagen-Schieber*in auf den viel zu schmalen Rampen erwischt. Wer sein Rad schiebt und vielleicht sogar ein Lastenrad mit zwei Kindern drin fährt, kommt bei der langen und steilen Auffahrt gut durchgeschwitzt auf der Seite der Schubartstraße raus. Ein Blick zurück verrät, dass diese Auf-/Abfahrt gar keine Beschilderung hat. Ist es ein Fußweg? Ein Radweg? Beides? Man weiß es nicht.

    Auf jeden Fall kommt man jetzt irgendwie auf diese Straße hier, die Neckarstraße. Man soll hier von einer Legion von temporären Baustellen-Schildern geleitet werden. Wobei das treffendere Wort eher verwirrt ist. Neben den vielen Schildern sind direkt neben einem noch sehr viele, sehr genervte Autofahrer*innen, die mit der Situation auch nicht so recht klar kommen. Vor lauter Obacht-geben übersieht man leicht das kleine Fahrrad-Umweg-Schild; wir haben es auch erst beim dritten Anlauf gesehen, obwohl ich probierte, jedes Detail dieser Baustelle beim ersten Mal zu erfassen – es ist unmöglich.

    viele, viele Verkehrsschilder
    viele, viele Verkehrsschilder

    Was es auch etwas schwierig macht, sind die obligatorischen Falschparker*innen, die in Stuttgart natürlich überall stehen. Man nennt sie verniedlichend Fairparker und hat sogar einen eigenen Hashtag für sie entwickelt: #StuttgartParktFair.
    Die Halteverbotsschilder stellt man in Stuttgart natürlich auch auf den Gehweg und nicht etwa direkt in das Halteverbot auf die Straße. Dann könnte da ja vielleicht wirklich kein Auto stehen und man würde somit auch die Fußgänger*innen nicht behindern. Unmöglich in Stuttgart!

    StuttgartParktFair ist auch dabei
    StuttgartParktFair ist auch dabei

    Also, das Umleitungsschild habe ich übersehen, sogar zweimal. Was mir aber auffällt: dieses Verkehrsführungsschild steht jetzt auf einmal mitten auf dem immer noch irgendwie vorhandenen Radstreifen. Man hätte das ja auch problemlos irgendwo anders hin stellen können. Aber hier in Stuttgart gilt immer die Maxime:

    Handle jederzeit so, dass der Radverkehr maximal behindert wird und versuche das mit der Leichtigkeit des Autoverkehrs zu argumentieren.

    Auch hier wieder dabei, sonst wäre es in Stuttgart ja unglaubwürdig: der*die obligatorische Falschparker*in.

    Schild auf Radweg, mit Falschparker
    Schild auf dem Radstreifen, mit Falschparker

    Nagut, wir fahren mal geradeaus weiter und schauen uns das von der anderen Seite aus an.
    Auf den ersten Blick etwas besser. Die Durchfahrt ist lediglich für die Autos verboten. Fahrräder dürfen laut dieser Beschilderung irgendwie durchfahren. Aber irgendwie auch nicht, zum einen steht die Sperrbake mitten auf dem Radstreifen, zum anderen weist der blau/weiße Pfeil alle Verkehrsteilnehmer an, hier links zu fahren. Wir machen uns noch kurz über dieses selbst ausgedruckte Schild „Zur Schwabengarage frei“ lustig (in Stuttgart kann ja jede*r irgendwas an der Beschilderung ändern, die Stadt kontrolliert es sowieso nicht) und fahren wenige Meter weiter.

    Fahrräder dürfen hier vielleicht fahren
    Fahrräder dürfen hier vielleicht fahren

    Jetzt ist aber Schluss. Zwei Durchfahrt-verboten-Schilder, Rettungsdienst frei. Dazu gehören wir nicht und wir fragen uns: Wie soll man legal an diesen Schildern vorbei kommen, um auf die drei Meter später ausgeschilderte  Fahrrad-Umleitung zu kommen?
    Das kann bei der Stadt vermutlich auch niemand beantworten. Vielleicht haben sie es irgendwann mal in einer Schulung gehört, dass es sowas wie Fahrräder gibt. Wie man damit fährt, scheint in der Stadtverwaltung völlig unbekannt zu sein.

    Fahrrad-Umleitung nach dem Durchfahrtsverbot
    Fahrrad-Umleitung nach dem Durchfahrtsverbot

    Wenn man dieser Umleitung trotzdem folgt, kommt gleich danach das nächste Problem: Diese Umleitung geht über einen hohen Bordstein. Hier denken wir wieder an den*die Lastenrad-Fahrer*in mit den zwei Kindern vorne drin. Tja, Pech gehabt! Wäre ja noch schöner, wenn diese Lastenrad-Familien, die von der Stadt ja schon finanziell gefördert wurden, jetzt mit ihren Rädern auch noch irgendwo ungestört fahren könnten. Nicht in Stuttgart!

    Bordsteine, Bettelampel, Doppelrot
    Bordsteine, Bettelampel, Doppel-Rot

    Natürlich wird in Stuttgart hier auch eine Bettelampel für die Fußgänger installiert, mit Doppel-Rot. Wir erinnern uns an die obige Maxime, es muss nicht nur maximal schlecht für den Radverkehr sein, auch Fußgänger*innen müssen jederzeit maximal behindert werden!
    Noch kurz eine Nahaufnahme von dem Bordstein. Den hätten wir jetzt einmal rauf, einmal runter und nochmal rauf vor uns. Juhu!

    Nur ein paar solcher Bordsteine
    nur noch ein paar solcher Bordsteine

    Auf der anderen Straßenseite hat man die Ampel, inkl. der breiten Betonfüße, selbstverständlich wieder auf den Gehweg gestellt. Es muss ja, wir erinnern uns, maximal behindernd ausgeführt werden. Wie man dieser Rad-Umleitung da im Hintergrund hinter dem Baum vernünftig folgen soll, ist völlig unklar. Aber die Stadt kann wenigstens sagen, dass sie doch ein Schild aufgestellt hat.

    Noch ein letzter Bordstein
    noch ein letzter Bordstein

    Von hier geht es dann irgendwie der Umleitung hinterher und einen kleinen Hügel hoch und wieder runter, bis wir wieder am Neckartor sind. Zurück kommen wir offenbar nicht mehr. Hier greift die andere Stuttgarter Spezialität: Radfahrer*innen müssen sich jetzt in Luft auflösen! Für Fußgänger*innen gibt es die Unterführung, für Radfahrer*innen lediglich das Durchfahrt-verboten-Schild.

    Keine Umleitung für Fahrräder
    Keine Umleitung für Fahrräder

    Das ist nur mal ein kurzer Abriss über diese Baustelle, die wie so viele in Stuttgart völlig ohne die Belange von Rad- und Fußverkehr geplant und umgesetzt werden. Beim Autoverkehr werden jedoch keinerlei Abstriche gemacht, hier wurden sogar die Ampeln extra abgehängt, damit die Autos hier freie Fahrt haben, wie auf diesem kurzen Video vom Radentscheid zu sehen ist.

    Diese ganze Situation ist nicht nur uns aufgefallen, sondern neben einigen Social-Media-Nutzer*innen auch der BI Neckartor und dem Blog Radfahren in Stuttgart. Die Stuttgarter Gruppe des Fuss e.V. findet noch treffendere Worte und beschreibt es als die „Baustelle des Grauens“ und der ADFC Stuttgart hat einen offenen Brief verfasst.

    Zusammenfassen kann man sagen, dass es absolut unverständlich ist, wie der OB Kuhn noch vor wenigen Wochen öffentlich verkündete, dass Stuttgart Fahrradstadt werden solle und er in wenigen Jahren den Radverkehrsanteil auf über 25% erhöhen will. Jede der wenigen und kleinen Maßnahmen, die die Stadt umsetzt, lässt die Radfahrer-Gemeinschaft fragend zurück und solche Aktionen fühlen sich wie ein Schlag ins Gesicht jeder*s Radfahrer*in an. Es gibt 35249 Menschen in Stuttgart, die für die Forderungen des Radentscheids unterschrieben haben, keine einzige Person davon ist mit einer solchen Lösung zufrieden, und wenn sie noch so temporär ist. Es muss aufhören, dass bei jeder Planung immer nur AUTO, AUTO, AUTO gedacht wird, dann nochmal AUTO und dann auf den letzten Zentimetern die Fußgänger*innen und Radfahrer*innen gemischt werden!

  • „Vollständige Straßen“ in Kanada

    Kanada nimmt es ernst mit der Umsetzung von Vision Zero. Viele kanadische Städte haben sich ein Grundlagen-Dokument gegeben, das regelt, wie die Straßen in ihrer Kommune gebaut werden sollen. Hierbei gilt, dass Menschen jedes Alters sich dort sicher bewegen können, nicht nur die Autofahrenden, wie in so vielen Städten hier in Deutschland. Es gilt vor allem für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen, ebenso für ÖPNV-Nutzer*innen. Solche Straßen werden dann sinnvoll als „complete street“ bezeichnet, eine „vollständige Straße“.

    Dazu gibt es auch eine Webseite mit einer Karte, die alle diese Absichtserklärungen sammelt und für einige Städte auch Beispiele der Umsetzung anzeigt.

  • Habemus Fahrrad-Beauftragte!

    Wir vom Zweirat Stuttgart heißen Frau Éva Ádám herzlich in Stuttgart willkommen und wünschen ihr alles Gute und vor allem sehr viel Erfolg als neue Fahrradbeauftragte! Nach einigen Gerüchten hat die Stadt heute eine offizielle Meldung dazu veröffentlicht. Uns freut es, dass diese wichtige Stelle in der Stadt nach dem internen Wechsel von Herr Claus Köhnlein wieder mit einer starken Persönlichkeit besetzt ist.

    Gerne treten wir mit ihr in einen konstruktiven Dialog für ein fahrradfreundliches Stuttgart und freuen uns auf ein baldiges Kennenlernen.  Natürlich kann sie bei allem, was das Thema „Fahrrad fahren in Stuttgart“ angeht, auf unsere tatkräftige Unterstützung zählen.
    Denn wir denken, dass Stuttgart schon längst keine Auto- sondern vielmehr eine Fahrrad-Stadt ist!

  • Racing-Shirt

    Racing-Shirt

    Unsere Design-Abteilung hat wieder etwas Feines gezaubert: ein Racing-Shirt im Zweirat-Stil. Und weil das so gut ist, wollen wir es Euch allen anbieten!
    Wenn es Euch gefällt, schaut doch schnell auf dieser Seite, welches wohl Eure Größe ist. Und dann meldet Euch bei Lukas (lukas.betzler//ät//gmx.de), der sammelt in den nächsten Wochen alle Bestellungen – auf Weihnachten wird das also leider nichts mehr.
    Zu den Kosten: Wir werden wohl mehr als zehn Bestellungen zusammen kriegen, dann wird das Shirt etwa 59€ kosten. Einen finanziellen Gewinn machen wir damit nicht, aber ästhetisch sind wir damit ganz weit vorne!
    So wird das dann aussehen

    Zweirat Stuttgart Racing Shirt
    Zweirat Stuttgart Racing Shirt
    Zweirat Stuttgart Racing Shirt
    Zweirat Stuttgart Racing Shirt
    Zweirat Stuttgart Racing Shirt
    Zweirat Stuttgart Racing Shirt
    Zweirat Stuttgart Racing Shirt
    Zweirat Stuttgart Racing Shirt
  • Licht-Kontrollen an Fahrrädern

    Wir haben über die durchaus als seriös zu bezeichnende Quelle Kessel.TV auf twitter mitbekommen, dass die Stadt zusammen mit der Polizei eine Kontroll-Aktion plant. Diesmal sind Fahrradfahrer*innen ohne Licht am kommenden Donnerstag im Visier.

    Fahrrad-Licht-Kontrolle
    Fahrrad-Licht-Kontrolle

    Ein verkehrssicheres Fahrrad ist, gerade bei diesen Lichtverhältnissen, natürlich überhaupt nicht abzustreiten. Uns wundert lediglich, wie diese enorme Prominenz zu diesem Termin zustande kommt. Zwei Bürgermeister und dazu noch der Polizeipräsident haben sich angekündigt, die Presse wurde auch gleich eingeladen.

    Wenn man sich jedoch die Unfallstatistik der Stadt Stuttgart anschaut, sieht man, dass lediglich 447 Unfälle mit Radfahrer*innen passierten. Und das sind sogar 1,3% weniger als im Vorjahr gewesen. Insgesamt sind 2017 26824 (+0,4%) Unfälle passiert. D.h. nur 1,6% aller Unfälle in Stuttgart sind mit der Beteiligung von Radfahrer*innen – und dabei ist noch nichts über die Schuldfrage gesagt. Nebenbei: bei der Mehrzahl der Fahrrad-Unfälle sind sie völlig unschuldig.

    Erst vor wenigen Tagen hat die Stadt auch mit lediglich einem Bürgermeister und völlig ohne Polizei (aber auch mit Medien) die Kampagne „Stuttgart parkt fair“ vorgestellt. Dabei wird einfach das bereits 2016 erdachte Konzept wieder aufgewärmt, und man betont, dass man jetzt aber wirklich mal etwas gegen die Falschparker*innen unternehmen will. 2016 hat es nicht so richtig funktioniert, wir hoffen und wünschen, dass es diesmal erfolgreicher wird. Wer die Stadt unterstützen möchte, kann gerne unter dem Hashtag #stuttgartparktfair die besten Fairparker zeigen.

    Und wer kann sich noch an die Ankündigung der Polizei erinnern, dass sie das Dieselfahrverbot überhaupt nicht kontrollieren will? Wenn zufällig mal ein solches Auto in eine Kontrolle kommt, dann will man den/die Fahrer*in zwar mündlich verwarnen, aber eine Strafe wird es nicht geben.
    Auch der Oberbürgermeister nimmt das nicht so ernst, er „appelliert“ lediglich an die Leute, dass sie doch bitte die Gesetze einhalten sollen. Wie diese Appelle funktionieren (nämlich gar nicht), sollte er seit der Einführung der freiwilligen Feinstaub-Alarme doch bereits gelernt haben. Damit sowas aber auch gar nicht erst passiert, werden jetzt fleißig Ausnahmegenehmigungen verteilt.

    Dazu gibt es in Stuttgart leider die sehr tragische Wiederholung von Unfällen, bei denen (Klein-)Kinder auf dem Gehweg über- oder gar totgefahren werden. Erst vor Kurzem wieder im Stuttgarter Osten, als ein zweijähriges Kleinkind von einem Range Rover überfahren wurde. Im Juni wurde bereits ein Artikel veröffentlicht, der darlegt, dass in den zwölf Monaten davor bereits vier Kinder im Straßenverkehr getötet wurden, natürlich von Kraftfahrzeugen. In diesem Artikel wird dann noch ein Fazit gezogen:

    Für die Stuttgarter Polizei ist mit 2017 ein eher düsteres Jahr zu Ende gegangen. Die Zahl der Kinderunfälle stieg um 13 Prozent auf 106 Fälle, die Zahl der verletzten Kinder kletterte von 147 auf 161. Für die Polizei ist klar: „Kinder bedürfen ständiger Aufmerksamkeit und eines besonderen Schutzes im Straßenverkehr.“

    Und nach all diesen Vorkommnissen ist für den Polizeipräsidenten und zwei Bürgermeister die logische Schlussfolgerung, dass sie Fahrrad-Fahrer*innen auf der einzigen Fahrrad-Straße der Stadt auf korrekte Beleuchtung kontrollieren wollen?
    Diese Prioritäten muss uns echt mal jemand erklären!